Wurzelbehandlung bessert auch Glukose- und Fettstoffwechsel
Apikale Parodontitis ist weit verbreitet und wirkt über den Mund hinaus. Sie erhöht die Entzündung im Körper und könnte Herz-Kreislauf-Risiken sowie die Blutzuckerkontrolle beeinflussen. Inwieweit eine Wurzelbehandlung dagegen hilft, war bislang unklar.
Das Forschungsteam begleitete 65 Patientinnen und Patienten mit diagnostizierter apikaler Parodontitis über einen Zeitraum von zwei Jahren. Jede Person fungierte dabei als ihre eigene Kontrollgruppe. Mittels Kernspinresonanzspektroskopie wurden Stoffwechselprofile im Blut analysiert, und zwar vor der endodontischen Behandlung sowie drei Monate, sechs Monate, ein Jahr und zwei Jahre danach. Im Fokus standen Veränderungen von Metaboliten, Markern der metabolischen Gesundheit, Entzündungsparameter sowie mikrobiologische Aspekte im Blut und im Wurzelkanal, wie die Autoren erklären.
Mehr als nur Zahnerhalt – messbare Stoffwechselverbesserungen
Die Ergebnisse seien eindeutig: Bei über der Hälfte der untersuchten Metaboliten zeigten sich nach der Behandlung signifikante Veränderungen. Besonders auffällig war der Rückgang verzweigter Aminosäuren (BCAA) schon nach drei Monaten. Diese gelten als Biomarker für Insulinresistenzen und metabolische Störungen. Ihr Abbau deute somit auf eine Verbesserung der Glukoseverwertung hin, wie es heißt.
Nach zwei Jahren fanden die Forschenden zudem deutlich geringere Serumwerte von Glukose und Pyruvat, was auf eine langfristige Optimierung des Energiestoffwechsels schließen lasse. Parallel sanken kurzfristig Cholesterin-, Cholin- und Fettsäurekonzentrationen, während Tryptophanwerte stetig anstiegen. Dies interpretieren die Autoren als einen Hinweis auf reduzierte Entzündungsaktivität und mögliche Effekte auf das Immunsystem.
Systemischer Einfluss eines lokalen Eingriffs
Bemerkenswert sei überdies der Zusammenhang zwischen dem metabolischen Fingerabdruck und klassischen Indikatoren des metabolischen Syndroms, darunter Blutdruck- oder Lipidwerte. Ebenso korrelierten präoperative Mikrobiome aus Blut und Wurzelkanal mit systemischen Veränderungen.
Ein dynamisches Bayes-Modell identifizierte Stoffwechselwege des Zitronensäurezyklus (TCA-Zyklus) als zentrale Regulatoren der beobachteten Anpassungen.
Fazit: Zahnmedizin wird zur Präventionsmedizin
Die Studie zeige erstmals überzeugend, dass eine erfolgreiche Wurzelbehandlung nicht nur den Zahn retten könne, sondern auch systemische Stoffwechselprozesse verbessere und Entzündungen reduziere. Damit deute sich ein bislang unterschätzter Zusammenhang zwischen oraler Gesundheit und kardiometabolischem Risiko an.
Endodontie könnte künftig wohl auch eine Rolle in der Prävention von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen spielen, ein Paradigmenwechsel, der die Zahnmedizin neu positioniere, so die Autoren abschließend.
Originalpublikation: Zhang Y et al., Successful endodontic treatment improves glucose and lipid metabolism: a longitudinal metabolomic study. J Transl Med 2025; 23: 1195
