apoBank-Studie: Praxen und Apotheken unter Druck

Eine neue apoBank-Studie zeigt: Viele Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken stehen unter massivem Druck. Fehlendes Personal und hohe Bürokratie belasten die Arbeitsabläufe – Zeit für Verbesserungen bleibt kaum.

Fachkräftemangel
Fachkräftemangel, wachsende Bürokratie und volle Terminkalender bringen Deutschlands Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken zunehmend an ihre Grenzen. Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) sehen knapp zwei Drittel der Heilberufler großen Optimierungsbedarf in ihren Arbeitsabläufen und Angeboten – doch Zeit und Ressourcen dafür fehlen. Besonders betroffen sind Hausärzte.

Praxen an der Kapazitätsgrenze
Hausärzte behandeln im Schnitt 1.400 Patienten pro Quartal. Es entfallen zwei Drittel der Arbeitszeit auf die medizinische Versorgung, Verwaltungsaufgaben beanspruchen weitere 18% sodass nur 3% der Zeit für strategische Praxisentwicklung bleiben. Zeit für Mitarbeiterführung (6%), Weiterbildung (5%) und Praxisentwicklung (3%) ist knapp.

Rund 30% der Hausärzte haben offene Stellen, 20% nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Die Mehrheit der Praxen sieht Verbesserungsbedarf bei Leistungsangeboten (79%) und Arbeitsabläufen (75%).

Erschwerte Personalsuche
Mit knapp 1.300 Patienten pro Quartal liegt die Arbeitslast bei Fachärzten kaum darunter. Etwa 69% der Arbeitszeit wird für die Behandlung aufgewendet, Verwaltung beansprucht 16%. Hinzu kommen hohe Hürden bei der Personalgewinnung. Ein Viertel hat offene Stellen, 62% haben Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung. Optimierungspotenziale liegen in den Bereichen Patientenstammerweiterung, Leistungsangebot und Praxisausstattung.

Offene Stellen in Zahnarztpraxen
Zahnärzte sind am stärksten vom Personalmangel betroffen: Fast jede zweite Zahnarztpraxis sucht Mitarbeiter, wobei sich die Besetzung offener Stellen teils über Jahre hinzieht. Die Zeitverteilung in Zahnarztpraxen ähnelt stark der in Haus- und Facharztpraxen: Rund 68% der Arbeitszeit fließen in die Patientenbehandlung. Administrative Aufgaben nehmen mit 16% ebenfalls einen beträchtlichen Anteil ein.

Für die Betreuung der Mitarbeiter wird etwa 6% der Zeit aufgewendet, während für die eigene Fortbildung 4% und für die Praxisentwicklung lediglich 3% verbleiben. Das zeigt, dass auch zahnärztliche Praxisinhaber nur begrenzt Kapazitäten für strategische Weiterentwicklung haben.

Apotheken: Bürokratie und Konkurrenz
Im Schnitt beraten Apotheken pro Quartal über 10.000 Kunden, von denen etwa 80% zur Stammkundschaft zählen. Für die Kundenberatung wird rund 43% der Arbeitszeit aufgewendet, während knapp ein Drittel in die Verwaltung fließt – deutlich mehr als in Arztpraxen. Für die Betreuung von Mitarbeitenden bleibt etwa 7%, für die strategische Entwicklung der Apotheke 6%.

Neben dem steigenden Verwaltungsaufwand kämpfen Apotheken vor allem mit dem Wettbewerbsdruck durch den Online-Versandhandel. Um Kunden zu gewinnen und langfristig zu binden, setzen 88% auf Botendienste und 65% auf neue pharmazeutische Dienstleistungen. Gleichzeitig macht der Fachkräftemangel die Situation schwieriger: Es haben 42% der Apotheken offene Stellen für angestellte Apotheker oder pharmazeutisch-technische Assistenten.

Offen für Innovationen
Die apoBank-Studie zeigt, dass Praxen und Apotheken trotz der Herausforderungen innovative Ansätze wie Botendienste oder digitale Prozesse nutzen. Es sind jedoch strukturelle Reformen und Entlastungen notwendig, um die ambulante Versorgung langfristig zu sichern.

Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt der apoBank, sagt zur Umfrage: „Den Bedarf nach Optimierung spiegeln uns die Befragten grundsätzlich in fast allen Bereichen, aber auch, dass dafür keine Zeit bleibt, und hier entsteht ein Teufelskreis, denn an den Arbeitsabläufen lässt sich in der Regel immer etwas tun, um mehr Ressourcen zu gewinnen.“

Hintergrund zur Studie
Die Befragung wurde vom 1. bis 25. Juli 2024 vom Marktforschungsinstitut DocCheck Insights (Köln) durchgeführt. Insgesamt nahmen 400 Heilberufler aus verschiedenen Fachbereichen teil. Schwerpunkte waren Themen wie Arbeitszeitverteilung, Personalprobleme und Verbesserungsmöglichkeiten.

Die apoBank ist Deutschlands führende genossenschaftliche Primärbank und der wichtigste Finanzdienstleister im Gesundheitswesen. Zu ihren Kunden zählen Angehörige von Heilberufen, Standesorganisationen, Berufsverbände, Gesundheitsversorgungseinrichtungen sowie Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Die apoBank ist spezialisiert auf die Bedürfnisse des Gesundheitssektors.

Autor:
Dr. Nicole Schuster
Stand:
04.12.2024