Kariesbehandlung mit Silberdiaminfluorid

In einem aktuellen Cochrane Review wurde die Wirkung von Silberdiaminfluorid zur Vorbeugung und Behandlung von Karies bei Milchzähnen und bleibenden Zähnen untersucht.

In einem neuen Cochrane Review wurde die Wirkung von Silberdiaminfluorid (SDF) zur Vorbeugung und Behandlung von Karies bei Milchzähnen und bleibenden Zähnen (Koronal- und Wurzelkaries) untersucht und mit anderen Behandlungen, einem Placebo sowie einer nicht-Behandlung verglichen. Die Evidenz für SDF wird von den Forschenden als sehr gering eingestuft.

Für das Review wurden klinische Studien bis Juni 2023 ausgewertet. Berücksichtigt wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Parallelgruppen- oder Split-Mouth-Design bei Kindern und Erwachsenen (mit oder ohne kariöse Läsionen), in denen SDF mit einem Placebo oder einer nicht-Behandlung verglichen wurde. Insgesamt wurden 29 RCTs (13.036 Teilnehmer; 12.020 Kinder, 1.016 ältere Erwachsene) in die Datenerhebung einbezogen.

SDF kann neue Wurzelkaries verhindern

14 Studien mit insgesamt 2.695 Kindern und 905 Erwachsenen verglichen SDF mit einem Placebo oder nicht-Behandlung. Die Ergebnisse zeigen, dass SDF neue Kariesläsionen im Milchgebiss und an bleibenden Zähnen verhindern (unsichere Evidenz) und neuer Wurzelkaries vorbeugen kann (mittlere Evidenz). Ein Vergleich von SDF mit Fluoridlack wurde in acht Studien mit insgesamt 2.868 Kindern und 223 Erwachsenen vorgenommen. Im Milchgebiss zeigte sich ein geringer bis kein Unterschied bei der Kariesprävention (Evidenz gering) – im bleibenden Gebiss war die Evidenz sehr unsicher.

Bei dem Vergleich von SDF gegenüber Versiegelungen und Harzinfiltration (2 Studien, 343 Kinder) konnte kein Fazit gezogen werden, weil die Evidenz zu gering war. Auch bei dem Vergleich von SDF versus atraumatische restaurative Behandlung (ART) mit Glasionomerzement oder GI-Material (4 Studien, 610 Kinder) konnte kein Material als besser in Bezug auf Kariesprävention oder -behandlung herausgearbeitet werden, da die Evidenz nicht ausreichend war.

Sehr geringe Beweissicherheit in allen Studien

Allen Studien gemein war ein hohes Verzerrungsrisiko, in manchen Studien waren die Stichprobengrößen zu klein, um genaue Ergebnisse zu liefern. Unterschiedliche Anwendungsintervalle beziehungsweise die Häufigkeit der Anwendung konnten nicht abschließend bewertet werden, weil in allen Studien eine sehr geringe Beweissicherheit vorlag. Über Verfärbungen als unerwünschte Wirkung lagen nur sehr wenige Berichte vor.

„Im Milchgebiss ist nicht eindeutig geklärt, ob SDF im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung die Entstehung neuer Karies oder das Fortschreiten bestehender Karies verhindert, aber sie könnte im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung einen Vorteil bei der Verhinderung von Karies bieten„, schlossfolgern die Autoren. “Im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung trägt SDF wahrscheinlich auch zur Verhinderung neuer Wurzelkaries bei. Allerdings ist die Evidenz für andere Kariesergebnisse in diesem Gebiss und für alle Kariesergebnisse für koronale Oberflächen des bleibenden Gebisses unsicher.“ [Worthington et al., 2024].

Worthington HV, Lewis SR, Glenny A-M, Huang SS, Innes NPT, O’Malley L, Riley P, Walsh T, Wong MC, Clarkson JE, Veitz-Keenan A. Topical silver diamine fluoride (SDF) for preventing and managing dental caries in children and adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024, Issue 11. Art. No.: CD012718. DOI: 10.1002/14651858.CD012718.pub2. Accessed 21 November 2024.