Ruhm hat seinen Preis!!! Berühmte Musiker sterben früher

Lohnt es sich, berühmt zu sein? Gesundheitlich eher nicht: Berühmte Sängerinnen und Sänger haben ein deutlich höheres Sterberisiko als ihre weniger bekannten Kollegen. Dabei ist wohl der Ruhm selbst der Übeltäter: Er scheint über die beruflichen Belastungen hinaus die Lebensdauer zu verkürzen. 

Frühe Hinweise deuten darauf hin, dass berühmte Musiker ein deutlich höheres Risiko für vorzeitigen Tod tragen als die Allgemeinbevölkerung. Studien berichten von einer bis zu dreifach erhöhten Sterblichkeit innerhalb von 2 bis 25 Jahren nach Erreichen von Ruhm, wobei auch Suizidraten deutlich höher liegen. Ein Teil des erhöhten Risikos lässt sich auf die beruflichen Belastungen von Musikern zurückführen: unregelmäßige Arbeitszeiten, finanzielle Unsicherheiten, soziale Isolation sowie höhere Raten von Angst, Depression und psychosozialem Stress. Gleichzeitig kann Ruhm selbst diese Risiken verstärken. Berühmte Musiker stehen unter ständiger Beobachtung, erleben gesellschaftliche Erwartungen und fühlen sich objektifiziert, was Depressionen, Angstzustände und ein erhöhtes Substanzmissbrauchsrisiko begünstigen kann. Frühkindliche Belastungen können diese Anfälligkeit zusätzlich verstärken.

Berühmt vs. weniger berühmt 

Vor diesem Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie, ob Ruhm unabhängig von den beruflichen Belastungen die Sterblichkeit von Musikern erhöht.

Die Forschenden verglichen 324 berühmte Sängerinnen und Sänger mit der gleichen Anzahl weniger bekannter Künstler, die in Geschlecht, Nationalität, Ethnie, Musikgenre und Solo-/Bandstatus übereinstimmten. Die Analyse ergab, dass berühmte Musiker ein um 33 Prozent höheres Risiko hatten, frühzeitig zu sterben, als ihre weniger bekannten Kollegen. Das entspricht einer um 4,6 Jahre verkürzten Lebensdauer. Dabei zeigte sich, dass die erhöhte Sterblichkeit vor allem nach Erreichen einer gewissen Berühmtheit auftrat, was darauf hindeutet, dass Ruhm an sich ein kritischer Wendepunkt für gesundheitliche Risiken ist. Psychosoziale Belastungen wie ständige öffentliche Aufmerksamkeit, Leistungsdruck und der Verlust von Privatsphäre können demnach psychische Probleme verstärken und ungesunde Bewältigungsstrategien begünstigen.

Interessanterweise wiesen Solo-Künstler ein höheres Sterberisiko auf als Mitglieder von Bands. Dies könnte auf die größere individuelle öffentliche Präsenz und die damit einhergehende emotionale Belastung zurückzuführen sein. Bands könnten emotionale und praktische Unterstützung bieten, während Solo-Künstler stärker isoliert und belastet sind.

Auch die finanzielle Sicherheit und ein hoher sozioökonomischer Status konnten die erhöhte Mortalität nicht auffangen.

Welche Mechanismen sind ursächlich?

Die Forschenden sehen mehrere mögliche Mechanismen hinter dem Effekt: Ruhm selbst könnte direkt gesundheitsschädlich sein – etwa durch Stress, ungesunde Lebensweise oder Substanzmissbrauch. Alternativ könnten bestimmte Charaktereigenschaften oder frühkindliche Erfahrungen sowohl das Erlangen von Ruhm als auch ein höheres Sterberisiko bewirken. Weitere Studien seien notwendig, um diese Zusammenhänge zu klären, raten die Forschenden.

Auswirkungen auf „normale Menschen“

Für die Praxis bedeuten die Ergebnisse, dass gezielte gesundheitliche Unterstützung und Präventionsmaßnahmen für Menschen im Rampenlicht sinnvoll sein könnten.

Aber die Erkenntnisse sind nicht nur für Musiker relevant: Berühmte Persönlichkeiten dienen oft als Vorbilder und prägen das Verhalten der Öffentlichkeit. Ein besseres Verständnis der Risiken von Ruhm könnte helfen, gesundheitliche Strategien zu entwickeln, die sowohl prominente Personen als auch die Gesellschaft insgesamt schützen, vermuten die Autorinnen und Autoren abschließend.

 

Originalpublikation:
Hepp J, Heine C, Schliebener M, et al, The price of fame? Mortality risk among famous singers, J Epidemiol Community Health Published Online First: 25 November 2025.
doi: 10.1136/jech-2025-224589