War alles so toll bei den Wikingern? Zahnschmerzen als Dauerzustand !

Gesundheitsprobleme der Wikinger

Sie galten als der Schrecken der Meere und als recht übellaunige Zeitgenossen: die Wikinger. Befunde an Schädeln deuten nun darauf hin, dass nicht wenige von ihnen unter chronischen Entzündungen und Schmerzen litten


Zahnprobleme waren unter Wikingern weit verbreitet – sogar abgebrochene Zähne und Kieferentzündungen kamen vor.

Moderne Medizin und Archäologie gingen in der nun vorgestellten Studie ganz neue Wege: Die Forschenden untersuchten die Schädel von 15 Wikingern mittels Computertomographie (CT). Das Ergebnis? Unsere nordischen Vorfahren hatten nicht nur mit rauen Seereisen zu kämpfen, sondern auch ein ebensolches Gemüt und erhebliche Gesundheitsprobleme.

Zahnschmerzen als Dauerzustand

Die CT-Scans offenbarten, dass Zahnprobleme unter Wikingern sehr weit verbreitet waren. Karies, schwere Zahnfleischentzündungen, Zysten (Originalabbildung) und sogar komplett zahnlose Kiefer wurden bei den Untersuchungen entdeckt. In 80 Prozent der Fälle fanden die Forschenden zudem Hinweise auf periapikale Entzündungen – Infektionen, die ohne moderne Zahnmedizin schmerzhaft und lebensbedrohlich sein können und es damals sicher auch waren. Manche Wikingerschädel zeigten überdies deutliche Spuren von abgebrochenen Zähnen und entzündeten Kieferknochen.

Sinusitis und Ohrinfektionen – ein Wikingerleiden?

Neben Zahnproblemen wiesen die Wikinger erstaunlich häufig Anzeichen von chronischer Sinusitis auf. In 20 Prozent der untersuchten Fälle fanden sich Veränderungen in den Nasennebenhöhlen  – ein Zeichen für anhaltende Infektionen. Auch Mastoiditis, eine Entzündung des Warzenfortsatzes hinter dem Ohr, stellten die Forschenden fest. Diese konnte im Mittelalter ohne Antibiotika tödlich verlaufen.

Nordmänner mit Biss

Die Forschenden entdeckten aber auch in mehr als der Hälfte der Fälle Veränderungen am Kiefergelenk. Osteophytenbildungen, degenerative Gelenkerkrankungen und knöcherne Abnutzungserscheinungen lassen darauf schließen, dass das Kauen harter Nahrung oder vielleicht auch das Zerkauen von Leder und Seilen zu erheblichen Belastungen der Kiefergelenke führte.

CT als Fenster in die Geschichte

„Unsere Studie zeigt eindrucksvoll, wie moderne radiologische Verfahren helfen können, das Leben vergangener Generationen besser zu verstehen. Die Computertomographie ermöglichte es, verborgene Infektionen und Knochenveränderungen zu entdecken, die mit bloßem Auge nicht sichtbar wären. Diese Methode könnte in Zukunft eine noch größere Rolle in der Paläopathologie spielen“, schätzen die Autoren abschließend ein.

Fazit: Ein Wikinger kennt keinen Schmerz

Die Untersuchung der Wikingerschädel offenbare, dass unsere skandinavischen Vorfahren mit erheblichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hatten. Doch trotz Karies, Infektionen und Kieferproblemen segelten sie mutig über die Meere und prägten dabei längst nicht nur die europäische Geschichte.

 

Originalpublikation: Bertilsson C et al., Findings from computed tomography examinations of Viking age skulls. BDJ Open 2025; 11: 18