Demenz ade dank grünem Tee?

Gegen Demenz ist bisher noch kein Kraut gewachsen – oder doch? Welche positiven Effekte das Trinken von Kaffee und Tee auf das alternde Gehirn hat, haben Forscher jetzt genauer untersucht.

Etwa 1,7 Millionen Deutsche im Alter über 65 leben mit Demenz. Das ist nicht nur für Betroffene und Angehörige eine Belastung, sondern auch für Ärzte und Krankenkassen. Zwar gibt es Therapieoptionen, diese können das Fortschreiten einer Demenz jedoch lediglich verlangsamen und nicht stoppen. Eine gute Prävention ist daher umso wichtiger. Doch wie sieht diese aus?

Eine gesunde Ernährung

Es ist die alte Leier: Eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung können das Risiko für die Entstehung von (füge hier beliebige Krankheit ein) reduzieren. Dazu gehören der regelmäßige Sport, gesunde Öle, viel Gemüse – alles andere in Maßen, nicht in Massen. Doch geht es nicht ein wenig konkreter?

Eine aktuelle Studie hat sich jetzt unsere liebsten Heißgetränke vorgeknöpft: Kaffee und Tee. Diese enthalten nämlich Inhaltsstoffe, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Kaffee enthält etwa das Antioxidans Chlorogensäure, grüner Tee hingegen Epigallocathechingallat, das eine mögliche neuroprotektive Wirkung hat. Die Wissenschaftler wollten jetzt herausfinden, ob diese Eigenschaften auch den Alterungsprozess des Gehirns positiv beeinflussen können. Das Altern ist nämlich einer der größten Feinde unseres Gehirns: Es begünstigt das Entstehen von Läsionen in der weißen Substanz sowie von Atrophien, die beide mit Demenz assoziiert werden.

Kaffee oder Tee, das ist hier die Frage

Um den Einfluss der Heißgetränke auf das Altern des Gehirns zu untersuchen, fokussierten sich die Forscher auf das Volumen des Hippocampus, des gesamten Gehirns sowie von Läsionen in der weißen Substanz. Dazu untersuchten sie MRT-Bilder von fast 9.000 Tee- oder Kaffeetrinkern über 65.
Kaffee schloss in Sachen Demenz-Prävention eher schlecht ab: Wie wenig oder viel Kaffee die Studienteilnehmer in ihrem Alltag konsumierten, hatte keinen nachweisbaren Einfluss auf das Volumen des Gehirns oder der Läsionen.

Ganz anders sieht es jedoch beim grünen Tee aus: Die Wissenschaftler fanden eine signifikante Korrelation zwischen konsumiertem grünen Tee und dem Volumen von Läsionen in der weißen Substanz. Je mehr grünen Tee die Teilnehmer in ihrem Alltag tranken, desto weniger Läsionen wiesen diese auf. Doch wie könnte Tee die weiße Substanz schützen?

Guter Ruf aus gutem Grund

Bereits in der Vergangenheit konnten positive Effekte von grünem Tee auf den Blutdruck belegt werden. Die Autoren der aktuellen Studie argumentieren, dass dies eine mögliche Ursache sein könnte, da Hypertonie eine häufige Ursache für Läsionen ist. Weiter nennen sie auch die antiinflammatorischen und antioxidativen Wirkungen von Catechinen in grünem Tee als mögliche Einflussfaktoren sowie eine mögliche neuroprotektive Wirkung von Epigallocathechingallat.

 

Die positiven Effekte waren jedoch nur bei Teilnehmern zu verzeichnen, die keine Träger des ApoE ε4 Allels waren oder unter Depressionen litten. Die Autoren argumentieren, dass beides starke Risikofaktoren für das Auftreten von Demenz sind und grüner Tee daher in diesen Fällen keine effektive Prävention darstelle.

Wie effektiv die Prävention sein kann, bestimmen auch andere Faktoren: Die Konzentration pflanzlicher Wirk- und Inhaltsstoffe kann nämlich sowohl je nach Tee-Qualität als auch abhängig vom Brüh-Prozess variieren. Insgesamt belegen allerdings bereits viele Studien die positiven Effekte von grünem Tee. Ein Tässchen pro Tag kann euch und euren Patienten also ohnehin nicht schaden – ob es nun vor Demenz schützt oder doch „nur“ den Blutdruck reguliert.

Quellen:

Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2023. 

Shibata, S. et al. Green tea consumption and cerebral white matter lesions in community-dwelling older adults without dementia. Npj Science Of Food, 2025. doi: 10.1038/s41538-024-00364-w