eHBA und SMC-B
Medisign glaubt an rechtzeitigen Kartentausch
Produktionsprobleme beim Kartenhersteller Medisign sorgen zurzeit für Verunsicherung in der Vertragsärzteschaft. Das Unternehmen indes versucht zu beruhigen. Man rechne damit, den erforderlichen Austausch von elektronischen Heilberufs- und Praxisausweisen planmäßig bis Jahresende abzuschließen. Aber nicht alle sind so optimistisch.
Eine umfassende Systemumstellung bei Medsign hatte in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass zeitweise keine Karten mehr produziert werden konnten. Auch das Antragsportal war zwischendurch nicht erreichbar gewesen. Infolgedessen müssen sich Ärztinnen und Ärzte sowie andere Heilberufler nun in Geduld üben: Wer in letzter Zeit bei Medisign einen neuen elektronischen Heilberufsausweise (eHBA) oder Praxis- oder Institutsausweis (SMC-B) beantragt hat, könnte nun etwas länger darauf warten.
Aktuell sei leider noch ein kleiner Teil der Kunden betroffen, die vor der Systemumstellung ihre Anträge gestellt hätten, teilt eine Sprecherin von Medisign auf änd-Anfrage mit. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese Anträge zeitnah bearbeiten zu können und verschiedene Prozesse und Funktionalitäten im Rahmen der Erst- und Folgekartenbeantragung zu optimieren.“
Sondertausch ist vor einigen Tagen gestartet
Für ältere eHBA der Generation 2.0 (RSA-Only) hat Medisign vor einigen Tagen einen sogenannten Sondertausch gestartet. „Den rund 65.000 betroffenen Kunden und Kundinnen bieten wir hierfür ein vereinfachtes, mit der gematik abgestimmtes Verfahren an, bei dem lediglich die Karte selbst getauscht wird – ohne erneute Identifizierung“, heißt es. Im Rahmen dieses Verfahrens würden pro Tag etwa 4.000 Kundinnen und Kunden per E-Mail benachrichtigt. Fast die Hälfte der bislang angeschriebenen Ärzte, Apotheker und Zahnärzte habe den Tauschprozess sofort in die Wege geleitet. „Nach den ersten Tagen lagen uns bereits mehr als 7.000 Aufträge vor. Diese Karten werden jetzt abproduziert und versendet“, erklärte die Sprecherin. Weiter teilte sie mit, dass bis zum Jahresende circa 72.000 Ausweise ausgetauscht werden müssen, der Großteil davon seien eHBA.
Zur Erinnerung: Der Austausch von eHBA und SMB-C der Generation 2.0 ist deshalb erforderlich, weil deren Zertifikate ablaufen. Ab 1. Januar 2026 wird ein neues Verschlüsselungsverfahren mit der Bezeichnung ECC 256 (altes Verfahren: RSA 2048) gelten. Die alten Karten werden dann nicht mehr für Anwendungen der Telematikinfrastruktur wie elektronisches Rezept oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung funktionieren.
Medisign zeigt sich – trotz der zwischenzeitlichen Produktionsprobleme – nun zuversichtlich, den Kartentausch bis Jahresende sicherzustellen. Hierfür sei „eine neue, deutlich leistungsstärkere Produktionsstraße in Betrieb genommen“ worden, heißt es aus der Pressestelle. Mit dieser könnten „täglich hohe Stückzahlen an Karten produziert werden“.
Bis zu 2.640 eHBA können laut Medisign pro Tag produziert werden
Das Unternehmen rechnet nach eigenen Angaben damit, ab kommender Woche Montag durchschnittlich rund 8.600 Tauschkarten pro Woche abzurufen, was einer Produktion von etwa 1.430 eHBA pro Tag (bei einer Sechs-Tage-Woche) entspreche. Die Produktionskapazität von Medisign liege aber deutlich höher, und zwar bei bis zu 2.640 eHBA pro Tag, heißt es.
Bei der Gematik geht man hingegen offenbar nicht davon aus, dass Medisign den Kartentausch noch pünktlich hinbekommt. Die Betreibergesellschaft hat jetzt nämlich ein verwaltungsrechtliches Anhörungsverfahren eingeleitet und prüft „entsprechende Maßnahmen“ gegen den Hersteller. Sollte sich bestätigen, dass Medisign oder andere Anbieter die zugesagten Liefermengen nicht einhalten, drohen Konsequenzen. „Wir behalten uns vor, gegenüber Anbietern zu handeln, wenn Fristen oder Zusagen nicht eingehalten werden“, heißt es von der Gematik. Man überwache die Fortschritte der Industriepartner „engmaschig“, um die Funktionsfähigkeit der TI sicherzustellen.
Große Zweifel über pünktliche Lieferung bei den KVen
Auch bei den Kassenärztliche Vereinigungen (Kven) herrscht große Skepsis darüber, dass Medisign pünktlich liefern kann. Einige raten ihren Mitgliedern dazu, sich an andere Anbieter zu wenden. So schreibt zum Beispiel die KV Rheinland-Pfalz (KV RLP) auf ihrer Internetseite (ohne den Hersteller Medisign konkret zu benennen): „Zum jetzigen Zeitpunkt kann nicht ausgeschlossen werden, dass alle Karten, die vom Zertifikatsablauf am 31. Dezember 2025 betroffen sind, rechtzeitig von diesem Anbieter ausgetauscht werden können.“ Für Praxen hätte dies „schwerwiegende Folgen“, betont die KV RLP weiter. Sie wären dann ab dem 1. Januar 2026 von der Telematikinfrastruktur abgeschnitten. Außerdem müssten Anwendungen wie das E-Rezept und die eAU über papiergebundene Ersatzverfahren abgewickelt werden.
Die KV RLP empfiehlt daher Folgendes: Ärztinnen und Ärzte, die sich gerade niedergelassen hätten und zeitnah einen eHBA und einen SMC-B benötigten, sollten beide Karten bei einem Anbieter bestellen, der verbindliche Liefertermine nennen könne. Und wer noch einen eHBA oder SMC-B habe, deren Zertifikate bis Jahresende abliefen, solle mit ausreichend Vorlauf die Folgekarte bestellen, um den „unterbrechungsfreien Betrieb“ der Praxis sicherzustellen.
Ähnlich äußert sich auch die KV Nordrhein in einem Informationsschreiben an ihre Mitglieder (änd berichtete): Kartenanträge sollten möglichst frühzeitig „an einen lieferfähigen Hersteller“ gerichtet werden, „um rechtzeitig ein neues Praxiszertifikat zu erhalten“.
Über den Sondertausch des eHBA informiert Medisign auf einer eigenen Internetseite unter www.medisign.de/sondertausch.