Plötzlich verschwunden: Verlagerung von Oberkieferimplantaten

Im Oberkiefer ist die Knochenstruktur oft dünn und die Dichte gering. Dies begünstigt die Verlagerung von Implantaten in benachbarte Strukturen wie die Kieferhöhle oder Nasenhöhle – eine aktuelle Fallsammlung aus Deutschland.

Die Verschiebung von Implantaten ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation der Implantatversorgung.

Die Fallserie dokumentiert drei Szenarien von Implantatverschiebungen und hebt dabei die Bedeutung präoperativer Bildgebung hervor (aussagekräftige Befundbilder in der Originalarbeit).

Fall 1

Ein 82-jähriger Mann wird aufgrund eines verlagerten Implantats in der rechten Kieferhöhle überwiesen. Vier Monate zuvor war dieses Implantat nach einer Sinusbodenelevation (Sinuslift) eingesetzt worden. Eine Kontrollröntgenaufnahme zeigte, dass das Implantat korrekt platziert war. Während eines zweiten Eingriffs wandert das Implantat jedoch in die Kieferhöhle. Die Entfernung erfolgt unter lokaler Anästhesie mit einer minimalen Knochenöffnung und endoskopischer Unterstützung. Der Patient erholt sich problemlos und entscheidet sich gegen weitere Implantationen.

Fall 2

Ein 70-jähriger Patient mit einer 25-jährigen Geschichte als Raucher erleidet eine Implantatverschiebung in die Nasenhöhle während eines zweiten chirurgischen Eingriffs sechs Monate nach der ersten Implantation. Eine sofort durchgeführte Computertomografie zeigt die genaue Position des Implantats. Eine endoskopische Entfernung unter Vollnarkose verläuft allerdings erfolglos und das Implantat kann in der postoperativen Bildgebung nicht mehr lokalisiert werden. Vermutlich hat der Patient das Implantat zwischenzeitlich verschluckt. Der Patient wird nach einer Antibiotikabehandlung und Schmerztherapie entlassen.

Fall 3

Ein 53-jähriger, komplett zahnloser Mann mit Angststörungen und starker Raucher entscheidet sich für eine „All-on-6“-Rehabilitation. Die präoperative Bildgebung zeigt ausgeprägte Pneumatisierung der Kieferhöhlen und starken Knochenabbau. Während eines zweiten Eingriffs wandert ein Implantat in die linke Kieferhöhle. Aufgrund der Verzögerung bis zur Operation wird das Implantat letztlich verschluckt und im Verdauungstrakt lokalisiert. Der Patient erhält eine antibiotische Behandlung und erholt sich ohne weitere Komplikationen.

Bedeutung für die Praxis

Die Verschiebung ergo die Verlagerung von Implantaten sei eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation, schreiben die Autoren dieser Fallebrichtsammlung weiter. Alle drei Fälle betrafen Implantate, die während eines zweiten chirurgischen Eingriffs, etwa vier bis sechs Monate nach der ersten Implantation, verlagert wurden. Dies bestätige frühere Studien, die zeigten, dass Implantatverschiebungen häufiger postoperativ auftreten würden. Hauptursachen seien mangelnde Primärstabilität, ungünstige Knochenverhältnisse, periimplantäre Infektionen oder unsachgemäße chirurgische Techniken, so die Einschätzung der Autoren.

Die präoperative Bildgebung, idealerweise mit CBCT oder CT, sei entscheidend, um die genaue Position des Implantats zu bestimmen und die am wenigsten invasive Entfernungsmethode zu wählen. Intraorale oder transnasale endoskopische Eingriffe seien mittlerweile bewährte Verfahren, könnten jedoch nicht immer eingesetzt werden. Fall 1 demonstriere, wie eine schnelle Diagnose und ein minimal-invasiver Ansatz die besten Ergebnisse erzielen könne. Die Verzögerungen in den Fällen 2 und 3 führten hingegen zu weiteren Komplikationen wie weiterer Implantatmigration und in der Folge zu einem erhöhten Eingriffsaufwand.

„Obgleich Implantatverschiebungen selten sind, erfordern sie eine schnelle und präzise chirurgische Intervention, um Patientenkomfort und -sicherheit zu gewährleisten“, erklären die Autoren zum Abschluss. Die sofortige präoperative 3D-Bildgebung spiele dabei eine Schlüsselrolle, um Komplikationen wie Infektionen, Gewebeschäden oder weitere chirurgische Eingriffe zu vermeiden.

 

Originalpublikation: Bär A-K et al., Displacement of maxillary dental implants: a case series on various scenarios. BMC Oral Health 2024; 24: 1380