Saubere Zähne – Gesundes Herz
Saubere Zähne – gesundes Herz
Parodontitis ist nicht nur eine der Hauptursachen für Zahnverlust, sondern erhöht auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Umso wichtiger ist es, mit sorgfältiger Mundhygiene und gesundem Lebensstil vorzubeugen, appelliert die Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) anlässlich des Weltherztags am 29. September zur Patientenaufklärung.
Parodontitis ist eine Volkskrankheit und trifft etwa jeden zweiten Erwachsenen in Deutschland [1]. Sie beginnt unspektakulär mit einer Gingivitis: Weil es nicht schmerzt, werden die Symptome oft nicht ernst genommen. Aber sie sind ein Warnsignal, und Patienten sollten wissen, dass die Entzündung auf das Zahnbett übergreifen und sich zu einer Parodontitis auswachsen kann. Unbehandelt kann die Entzündung weiter bis tief in den Zahnhalteapparat vordringen. Dabei kommt es durch die Bakterien auch zur Zerstörung des Kieferknochens. Dann drohen Wackelzähne und Zahnverlust [2].
Entzündliche Prozesse bleiben lange unbemerkt
Gingivitis und frühe Parodontitis-Stadien sind „stille“ Krankheiten, weil sie oft jahrelang vor sich hin schwelen, ohne Beschwerden zu verursachen. Das ist tückisch, weil die entzündlichen Prozesse lange unbemerkt bleiben und ungestört fortschreiten können [3].
Gefährlich ist, dass die Parodontitis nicht auf den Mund beschränkt bleibt: „Die Bakterien und Entzündungsmediatoren können durch die Zellen des entzündeten Zahnfleischs in die Blutbahn schlüpfen und im Körper unter anderem Herz-Kreislauferkrankungen fördern – indem sie die Blutgefäße schädigen“, erklärt Professor Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke.
Menschen mit Parodontitis haben laut Studien ein etwa doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Parodontitis fördert zudem die Entstehung von Bluthochdruck, der das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ebenfalls erhöht. Es scheint sogar einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeit zu geben [4, 5].
Parodontitis vorbeugen: Lebensstil hat großen Einfluss
Ob man an Parodontitis und/oder einem Herz-Kreislaufleiden erkrankt, hängt zum Teil von den Genen ab. Deutlich mehr Einfluss hat aber der Lebensstil. Etliche Risikofaktoren gefährden sowohl das Herz als auch das Zahnfleisch. Dazu gehören vor allem eine ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Übergewicht, Diabetes und Rauchen.
Rauchstopp und die Umstellung auf einen antientzündlichen Speiseplan mit vorwiegend pflanzlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln, hochwertigen Ölen, ab und zu Fisch sind daher neben ausreichender Bewegung wichtige Stellschrauben, um Parodontitis und Herzerkrankungen vorzubeugen [6].
Unverzichtbar sei natürlich eine sorgfältige Mundhygiene. Mindestens zweimal täglich die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen und die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen. Mundspüllösungen können ergänzend zum Einsatz kommen [7].
Quellen
[1] Jordan AR, Micheelis W, editors. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V). Köln: Deutscher Zahnärzte-Verlag. DÄV; 2016.
[2] Deutsche Gesellschaft für Parodontologie. Parodontitis. dgparo.de
[3] Bundeszahnärztekammer: Erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko durch Parodontitis. Pressemitteilung 08.12.2022.
[4] Sanz M, Marco Del Castillo A, Jepsen S, Gonzalez-Juanatey JR, D’Aiuto F, Bouchard P, Chapple I, Dietrich T, Gotsman I, Graziani F, Herrera D, Loos B, Madianos P, Michel JB, Perel P, Pieske B, Shapira L, Shechter M, Tonetti M, Vlachopoulos C, Wimmer G. Periodontitis and cardiovascular diseases: Consensus report. J Clin Periodontol. 2020 Mar;47(3):268-288. doi: 10.1111/jcpe.13189. Epub 2020 Feb 3. PMID: 32011025; PMCID: PMC7027895.
[5] Muñoz Aguilera E, et al.: Periodontitis is associated with hypertension: a systematic review and meta-analysis. Cardiovascular Research 2020; 116(1): 28–39. doi:10.1093/cvr/cvz201.
[6] Wölber JP, Tennert C. Die Ernährungszahnbürste. 1. Auflage 2020. Narayana Verlag, Kandern.
[7] AWMF. S3-Leitlinie Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. Stand Dezember 2020.