Einzelpraxis in der Zahnmedizin weiter im Trend – Neugründungen selten

Im Jahr 2023 haben sich fast Zwei Drittel der zahnärztlichen Existenzgründerinnen und -gründer für die Übernahme einer Einzelpraxis entschieden. Reine Neugründungen sind mit einem Anteil von acht Prozent zur Ausnahme geworden. Das geht aus dem aktuellen InvestMonitor Zahnarztpraxis hervor, einer gemeinsamen Analyse des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Laut Analyse haben im Jahr 2023 rund 63 Prozent der zahnärztlichen Gründerinnen und Gründer eine Einzelpraxis übernommen – und damit für ein erprobtes Geschäftsmodell mit bestehenden Strukturen, Patientenstamm und Personal. Reine Neugründungen wurden nur noch in acht Prozent der Fälle gewählt. Der Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG), häufig mit Kooperationsmodellen verbunden, machte 29 Prozent aus. Damit bleibt die Einzelpraxis die beliebteste Form der Niederlassung.

Auffällig ist der Anstieg der durchschnittlichen Investitionssumme bei Praxisübernahmen. Mit durchschnittlich 463.000 Euro lag diese 2023 um etwa 31 Prozent höher als noch im Jahr 2019. Der Haupttreiber dieser Entwicklung ist laut Analsyse der gestiegene ideelle Wert („Goodwill“) übergebener Praxen. Er stieg im gleichen Zeitraum von rund 116.000 auf 171.000 Euro – ein Plus von knapp 48 Prozent. Dem gegenüber stehen auch steigende Sachinvestitionen in Ausstattung und Technik.

Bei Neugründungen lag der durchschnittliche Kapitalbedarf sogar bei 770.000 Euro. Der Trend gehe, so die Autoren David Klingenberger und Bernd Köhler, „zu größeren Praxisdimensionen, modernem Interior und umfassender technischer Ausstattung“. Investiert werde nicht nur inflationsbedingt mehr – auch der Anspruch an Funktionalität und Design der Praxis sei deutlich gestiegen.

Standortfrage entscheidend – Stadt bleibt beliebter als Land

Bei der Wahl des Praxisstandorts setzen Zahnärztinnen und Zahnärzte weiter stark auf urbane Regionen. Knapp 26 Prozent der Neuniederlassungen entfallen auf große Großstädte – obwohl dort nur rund 17 Prozent der Bevölkerung leben. Im ländlichen Raum bleibt die Niederlassungsquote dagegen niedrig. Die Autoren sprechen von einem „anhaltenden Stadt-Land-Gefälle“, das auch für künftige Versorgungskonzepte relevant sei.

Die Analyse dokumentiert zudem Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer investierten 2023 im Schnitt rund 498.000 Euro in ihre zahnärztliche Niederlassung, Frauen etwa 425.000 Euro. Laut Studie hängt dies vor allem mit Unterschieden in der Praxisgröße und im Umfang technischer Ausstattung zusammen. Auch die Gründungsform spiele eine Rolle – Männer wählen häufiger die kostenintensivere Neugründung, Frauen eher die Übernahme.

„Die Entscheidung für eine Praxisgründung ist heute stärker von persönlichen Vorstellungen, Work-Life-Balance und strategischen Überlegungen geprägt als je zuvor“, so die Autoren. Unterstützungsangebote für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, etwa bei der Praxiswahl, Finanzierung und Planung, würden damit weiter an Bedeutung gewinnen.