Bewegung kann das Leben um 5 Jahre verlängern!

Australische Studie zum Effekt körperlicher Betätigung

Das aktivste Viertel der Bevölkerung hat ein um 73 Prozent geringeres Sterberisiko als das am wenigsten aktive Viertel. Das zeigt eine Studie unter der Leitung der Griffith University in Australien.

Es ist seit Langem bekannt, dass körperliche Betätigung sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Allerdings gibt es unterschiedliche Schätzungen darüber, wie groß der Nutzen eines bestimmten Maß an Betätigung für den Einzelnen und für die Bevölkerung sein kann.

Ein Spaziergang bringt Couchpotatoes 6 Stunden Lebenszeit

Im Unterschied zu früheren Studien, die in erster Linie auf Umfragen basierten, verwendeten die Forschenden für ihre aktuelle Arbeit Gesundheitsmessdaten aus den USA (Bewegungs- und Sterbedaten des „National Centre for Health Statistics“ und der „2003-2006 National Health and Nutritional Examination Survey“), um ein genaues Bild von dem körperlichen Aktivitätsniveau der Bevölkerung zu erhalten.

Im Ergebnis stellten sie einen etwa doppelt so großen Nutzen fest wie in früheren Schätzungen. So könnten Personen über 40 Jahre ihr Leben um fünf Jahre verlängern, wären sie so aktiv wie die oberen 25 Prozent der Bevölkerung. Für dieses am wenigsten aktive Viertel könnte ein einziger einstündiger Spaziergang potenziell einen Vorteil von etwa sechs zusätzlichen Lebensstunden bringen.

Abhängen ist so schädlich wie Rauchen

Diese Kohorte habe das größte Potenzial für gesundheitliche Verbesserungen, sagte Studienleiter Prof. Lennert Veerman. „Wenn Sie bereits sehr aktiv sind oder zu diesem oberen Viertel gehören, macht eine zusätzliche Stunde Spaziergang möglicherweise keinen großen Unterschied, da Sie Ihren Nutzen in gewissem Sinne bereits ‚maximiert‘ haben.“

„Wenn es etwas gibt, was man tun kann, um sein Sterberisiko mehr als zu halbieren, dann ist körperliche Aktivität enorm wirkungsvoll“, sagte er. Darüber hinaus könnte ein aktiverer Lebensstil auch vor Herzkrankheiten, Schlaganfällen, bestimmten Krebsarten und anderen chronischen Krankheiten schützen.

Das Forschungsteam vermutet, dass ein geringes Maß an körperlicher Aktivität sogar mit den negativen Auswirkungen des Rauchens mithalten kann. Andere Forschungsergebnisse haben ergeben, dass jede Zigarette das Leben eines Rauchers um 11 Minuten verkürzen kann.

„Wenn wir mehr in die Förderung körperlicher Aktivität investieren und Lebensumgebungen schaffen, die diese fördern, wie zum Beispiel fußgänger- oder fahrradfreundliche Viertel und bequeme, erschwingliche öffentliche Verkehrsmittel, könnten wir nicht nur die Lebenserwartung erhöhen, sondern auch den Druck auf unsere Gesundheitssysteme und die Umwelt verringern.“

Veerman L, Tarp J, Wijaya R, et al Physical activity and life expectancy: a life-table analysis British Journal of Sports Medicine Published Online First: 14 November 2024. doi: 10.1136/bjsports-2024-108125

Lebensstil bestimmt orales Mikrobiom

Eine in Nepal durchgeführte Studie zeigt, dass das orale Mikrobiom deutlich vom Lebensstil und der Ernährung geprägt wird.

Eine aktuelle Preprint-Studie unter der Leitung von Forschenden der Penn State University (USA) zeigt, dass der Lebensstil maßgeblich die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms beeinflusst. Das internationale Team untersuchte, wie sich das orale Mikrobiom in einer Reihe von Subsistenzstrategien unterscheidet – von nomadischen Jägern und Sammlern über Bauern bis hin zu industrialisierten Gruppen. Neben dem Lebensstil zeigten auch bestimmte Lebensstilfaktoren wie Rauchen deutlich Einflüsse auf das Mikrobiom.

Ein gesundes orales Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Nahrungsmitteln, der Unterstützung des Immunsystems und dem Schutz vor eindringenden Krankheitserregern, während ein ungesundes orales Mikrobiom mit einer Vielzahl von Krankheiten beim Menschen in Verbindung gebracht wurde.

Für die Studie wurde das orale Mikrobiom von 63 Nepalesin, die ein breites Spektrum von Subsistenzstrategien (die Art und Weise, wie lebensnotwendigen Güter und Nahrung beschafft werden) aufwiesen. Dazu gehörten Jäger und Sammler, die nicht an einem festen Ort leben; Subsistenzbauern, die sich erst vor Kurzem niedergelassen und in den vergangenen 50 Jahren mit der Landwirtschaft begonnen haben; Landwirte, die seit mehreren Jahrhunderten auf die Landwirtschaft angewiesen sind; aus Nepal in die USA ausgewanderte Personen sowie eine Vergleichsgruppe von Personen, die in den USA geboren sind. Neben der Ernährung wurden auch Bildung, medizinische Praktiken und andere Verhaltensweisen wie Rauchen berücksichtigt.

Keine signifikanten Unterschiede in Alpha-Diversität

Die Forschenden sequenzierten die DNA der Mikroben in Speichelproben, um die spezifischen Bakterienarten im oralen Mikrobiom jedes Individuums zu bestimmen. Sie fanden heraus, dass die Zusammensetzung der Arten innerhalb des oralen Mikrobioms tendenziell dem Gradienten der Subsistenzstrategien folgte, wobei einige bestimmte Arten bei den Sammlern und eine Art bei den Industriellen stärker ausgeprägt waren, was darauf hindeutet, dass der Lebensstil tatsächlich das orale Mikrobiom beeinflusst. Die Alpha-Diversität unterschied sich allerdings nicht signifikant.

Darüber hinaus wurde das Vorhandensein mehrerer Arten von Mikroben mit bestimmten Lebensstilfaktoren in Verbindung gebracht, darunter das Rauchen, die prominente Getreidesorte in der Ernährung eines Individuums – Gerste und Mais versus Reis und Weizen – und der Verzehr von Brennnesseln. Brennnessel wurde von den Sammlern in dieser Studie oft gekaut, ähnlich wie Menschen Kaugummi kauen würden. Zudem spielt Brennnessel eine wichtige Rolle in der nepalesischen Küche, Kultur und Medizin.

„Die relative Abundanz mehrerer einzelner Taxa, einschließlich Streptobacillus und einer nicht klassifizierten Gattung Porphyromonadaceae, spiegelt ebenfalls die Lebensweise wider. Schließlich identifizieren wir spezifische Lebensstilfaktoren, die mit der Zusammensetzung des Mikrobioms über den Gradienten der Lebensstile hinweg verbunden sind, einschließlich Rauchen und Getreidequellen“, fassen die Forschenden die Ergebnisse zusammen.

Ryu EP, Gautam Y, Proctor DM, Bhandari D, Tandukar S, Gupta M, Gautam GP, Relman DA, Shibl AA, Sherchand JB, Jha AR, Davenport ER. Nepali oral microbiomes reflect a gradient of lifestyles from traditional to industrialized. bioRxiv [Preprint]. 2024 Jul 3:2024.07.01.601557. doi: 10.1101/2024.07.01.601557. PMID: 39005279; PMCID: PMC11244963.

Keine Nation trinkt so viel Zucker wie die Deutschen

In keinem anderen großen westeuropäischen Land nehmen die Menschen so viel Zucker über gesüßte Getränke auf wie in Deutschland, teilt die Verbraucherorganisation foodwatch mit.

Dabei bezieht sich die Organisation auf Zahlen des Marktforschungsinstituts Euromonitor zu den zehn bevölkerungsreichsten westeuropäischen Ländern. „Demnach lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker über Softdrinks hierzulande im Jahr 2023 bei durchschnittlich 23 Gramm pro Tag beziehungsweise etwa 8,5 Kilogramm pro Jahr – der höchste Wert in dem Ländervergleich“, so das Analyseergebnis von foodwatch.

86 Prozent der Kinder-Getränke sind überzuckert

Dabei kamen die Verbraucherschutzer außerdem zu dem Ergebnis, dass die Deutschen mehr Zucker über Getränke konsumieren als über Süßwaren: „Über Schokolade, Bonbons & Co. nahmen sie knapp 22 Gramm pro Tag beziehungsweise rund 7,9 Kilogramm pro Jahr auf.“

Höchste Zeit für eine „Limo-Steuer“

Die Verbraucherorganisation forderte erneut die Einführung einer „Limo-Steuer“ nach britischem Vorbild. Der Vergleich mit Großbritannien zeige den Erfolg der dort 2018 eingeführten Abgabe: War der Zuckerkonsum über Süßgetränke in den beiden Ländern vorher etwa gleich hoch, sank er in Großbritannien nach Angaben von foodwatch bereits durch die Ankündigung der Steuer drastisch und liegt nun ganze fünf Gramm pro Tag und Kopf unter dem deutschen Niveau.

Mit Künstlicher Intelligenz nach neuen Antibiotika suchen

Eine deutsch-französische Arbeitsgruppe aus drei Forschern entwickelt einen neuen KI-basierten Ansatz für die Suche nach neuen Antibiotika. Dafür erhalten sie jetzt insgesamt elf Millionen Euro Forschungsgeld.

Die Professoren Ivo Boneca (Institut Pasteur, Paris), Mark Brönstrup (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig, und Deutsches Zentrum für Infektionsforschung) und Christophe Zimmer (Universität Würzburg) erhalten gemeinsam einen der renommiertesten europäischen Forschungspreise, den mit elf Millionen Euro dotierten ERC Synergy Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Das Trio verfolgt einen auf KI basierenden Ansatz, um die systematische Suche nach neuen Antibiotika deutlich effizienter zu machen.

Antibiotika mit neuen Wirkmechanismen gesucht

Antibiotikaresistenzen gehören zu den drängendsten Gesundheitsproblemen unserer Zeit. Um solchen Resistenzen entgegenzuwirken, braucht die Menschheit dringend neue Antibiotika – vor allem solche mit komplett neuartigen Wirkmechanismen.

Bei der Suche nach Antibiotika kommen heute groß angelegte Screening-Verfahren zum Einsatz. Damit lassen sich aus einer Vielzahl potenzieller Wirkstoffe relativ schnell Verbindungen identifizieren, die das Bakterienwachstum beeinträchtigen. „Doch die üblichen Verfahren können nicht vorhersagen, wo genau die Wirkstoffe die Bakterien angreifen und mit welchen Mechanismen“, erklärt Brönstrup. Dafür seien bislang weitere, oft sehr zeitaufwändige Arbeitsschritte nötig.

Die Kooperationspartner wollen deshalb ein weitgehend neues Verfahren für die systematische Antibiotika-Suche zu entwickeln. Es soll neue Antibiotika-Kandidaten identifizieren und gleichzeitig Informationen über deren Bioaktivität und Wirkmechanismen liefern.

Sieben wichtige Krankheitserreger im Fokus

Zunächst will das Team insgesamt sieben Bakterienspezies, darunter gefährliche Krankheitserreger, mit modernsten Methoden analysieren, um ihre zellulären und molekularen Merkmale zu bestimmen: Bacillus subtilis, Escherichia coli, Helicobacter pylori, Mycobacterium abscessus, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und Yersinia pseudotuberculosis. Im Ergebnis sollen Datensätze in noch nie dagewesenem Umfang generiert werden, die detaillierte Informationen über diese Bakterien und deren genetische Mutanten enthalten.

Deep-Learning-Analysen sollen dann dafür sorgen, dass aus diesem Datenschatz Angriffsziele für Antibiotika mit neuartigen Wirkmechanismen aufgedeckt werden. „Mit diesem Ansatz werden wir synthetische Molekülbibliotheken und Naturstoffe vielleicht sogar aus komplexen Mischungen zielgenau daraufhin untersuchen, ob sie potenzielle neue antibiotische Wirkstoffe enthalten und um ihre molekularen Mechanismen rechnerisch vorherzusagen“, sagt Zimmer.

Projektdauer beträgt sechs Jahre

Das ERC-Projekt „Deep learning analysis of imaging and metabolomic data to accelerate antibiotic discovery against antimicrobial resistance (AI4AMR)” startet 2025 und läuft sechs Jahre.

So verändert Rauchen das orale Mikrobiom – Studie aus Südafrika –

Rauchen kann das orale Mikrobiom so beeinflussen, dass bestimmte Bakterien an Dominanz gewinnen und verschiedene orale sowie systemische Erkrankungen begünstigen.

Forschende untersuchten in einer Fall-Kontroll-Studie das orale Mikrobiom von Rauchern und verglichen es mit dem von Nicht-Rauchern. Sie konnten deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung feststellen. Raucher wiesen im Vergleich deutlich mehr anaerobe, gramnegative Bakterien auf.

Mehr Fusobacterium und Campylobacter

Für die Studie analysierten die Forschenden subgingivale Plaque-Proben von 128 Probanden einer südafrikanischen Population (davon 57 Raucher) mit Hilfe einer 16S rRNA-Gen-Sequenzierung. Raucher wiesen weniger Actinobakterien (anaerob/aerob) auf als Nicht-Raucher, während Fusobacterium und Campylobacter (beide anaerob) vermehrt gefunden wurden. Beide Bakterien sind häufig auch beim Fortschreiten von parodontalen Erkrankungen involviert.

„Fusobacterium spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von dentalen Biofilmen und könnte erklären, warum Rauchen nachweislich die Bildung von Biofilmen fördert“, erläutern die Autoren [Prince et al., 2024]. Des Weiteren steht Fusobacterium nucleatum auch in Zusammenhang mit systemischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ II. In den Analysen kamen Leptotrichia, Actinomyces, Corynebacterium und Lautropia bei Rauchern im Vergleich zu Nicht-Rauchern weniger häufig vor.

Fazit: Rauchende haben ein pathogenreiches Mikrobiom

Die Forschenden weisen darauf hin, dass auch Faktoren wie Ernährung, pH-Wert-Veränderungen, Interaktionen zwischen Mikroorganismen sowie unterschiedliche Orte der Probenentnahme die Ergebnisse beeinflusst haben können. Der kleine Probandenpool sowie das Studiendesign können als Limitationen angesehen werden. „Trotz dieser Einschränkungen können wir schlussfolgern, dass die subgingivale Mikrobiota von Rauchern ein sehr vielfältiges, pathogenreiches, gramnegatives anaerobes Mikrobiom aufweist, das eher einer mit Parodontalerkrankungen assoziierten Gemeinschaft bei klinisch gesunden Personen entspricht“ fassen Prince et al. die Ergebnisse zusammen [2024]. Sie resümieren, dass Rauchen die Dominanz bestimmter oraler Mikroorganismen und dadurch auch das Entstehen und Fortschreiten parodontaler Erkrankungen begünstigen kann.

Prince Y, Davison GM, Davids SFG, et al. The effect of cigarette smoking on the oral microbiota in a South African population using subgingival plaque samples. Heliyon. 2024 May 21;10(10):e31559. doi: 10.1016/j.heliyon.2024.e31559. PMID: 38831830; PMCID: PMC11145493.

Zuckerkonsum ist mit Depressionsrisiko verbunden

Menschen, die viel Süßes sowie gesüßte Getränke zu sich nehmen, könnten – neben anderen Allgemeinerkrankungen – ein höheres Risiko für Depressionen haben.

Aktuelle Studiendaten zeigen, dass Menschen mit hohem Zuckerkonsum ein deutlich höheres Risiko für Depressionen haben können. Dahingegen kann eine gesunde Ernährung die Gesundheit positiv beeinflussen und das Risiko für verschiedene Allgemeinerkrankungen senken.

Die Forschenden analysierten die Antworten eines online-Fragebogens zur Lebensmittelpräferenz von mehr als 180.000 Teilnehmenden der UK Biobank. Die Probandinnen und Probanden beantworteten insgesamt 140 Fragen zu favorisierten Nahrungsmitteln und Essgewohnheiten. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz wurden Ernährungsmuster und deren Auswirkungen auf den Gesundheitszustand sowie Biomarker im Blut ermittelt. Die Teilnehmenden wurden anhand ihrer Ernährungspräferenzen einer von drei Hauptgruppen zugeteilt: Gesundheitsbewusste (hohe Präferenz für Gemüse und Obst und geringe Präferenz für Süßes oder tierische Produkte), „Alles-Esser“ (unspezifisches Essverhalten, keine bestimmten Vorlieben) und „Naschkatzen“ (Präferenz für süße Lebensmittel und Getränke).

31 Prozent höheres Risiko für Depressionen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gruppe der Gesundheitsbewussten ein geringeres Risiko für Herzversagen und chronische Nierenerkrankungen hatte als die beiden anderen Gruppen. Die Gruppe der Naschkatzen wies hingegen ein höheres Diabetes- und Schlaganfallrisiko sowie ein um 31 Prozent höheres Risiko für Depressionen auf als die anderen Gruppen. Während sich das relative Krebsrisiko (insgesamt) zwischen den Gruppen kaum unterschied, zeigte die gesundheitsbewusste Gruppe vergleichsweise niedrige Entzündungs-Biomarker (unter anderem C-reaktives Protein), die mit kardiovaskulären Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden. Dafür konnten höhere Werte von nützlichen Proteinen wie Ketonkörper und Insulin-ähnliche Wachstumsfaktor-bindende Proteine (IGFBP) gefunden werden.

Die Ergebnisse zeigen einen gesundheitlichen Vorteil der gesundheitsbewussten Gruppe. Die Forschenden sehen einen „direkten Zusammenhang zwischen Lebensmittelpräferenzen und Krankheitsrisiko […] und eine Verbindung zu biochemischen Unterschieden und biochemischen Signalwegen […], einschließlich Leptin, GH1 und IGFBP.“ [et al., 2024]. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollte allerdings beachtet werden, dass es sich bei der Studie um eine Befragung handelt und genetische Faktoren sowie andere Störvariablen nicht berücksichtigt wurden, der Probandenpool aber vergleichsweise groß war.

Navratilova HF, Whetton AD, Geifman N. Artificial intelligence driven definition of food preference endotypes in UK Biobank volunteers is associated with distinctive health outcomes and blood based metabolomic and proteomic profiles. J Transl Med. 2024 Oct 1;22(1):881. doi: 10.1186/s12967-024-05663-0. PMID: 39354608; PMCID: PMC11443809.

Menschen, die viel Süßes sowie gesüßte Getränke zu sich nehmen, könnten – neben anderen Allgemeinerkrankungen – ein höheres Risiko für Depressionen haben.

Aktuelle Studiendaten zeigen, dass Menschen mit hohem Zuckerkonsum ein deutlich höheres Risiko für Depressionen haben können. Dahingegen kann eine gesunde Ernährung die Gesundheit positiv beeinflussen und das Risiko für verschiedene Allgemeinerkrankungen senken.

Die Forschenden analysierten die Antworten eines online-Fragebogens zur Lebensmittelpräferenz von mehr als 180.000 Teilnehmenden der UK Biobank. Die Probandinnen und Probanden beantworteten insgesamt 140 Fragen zu favorisierten Nahrungsmitteln und Essgewohnheiten. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz wurden Ernährungsmuster und deren Auswirkungen auf den Gesundheitszustand sowie Biomarker im Blut ermittelt. Die Teilnehmenden wurden anhand ihrer Ernährungspräferenzen einer von drei Hauptgruppen zugeteilt: Gesundheitsbewusste (hohe Präferenz für Gemüse und Obst und geringe Präferenz für Süßes oder tierische Produkte), „Alles-Esser“ (unspezifisches Essverhalten, keine bestimmten Vorlieben) und „Naschkatzen“ (Präferenz für süße Lebensmittel und Getränke).

31 Prozent höheres Risiko für Depressionen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gruppe der Gesundheitsbewussten ein geringeres Risiko für Herzversagen und chronische Nierenerkrankungen hatte als die beiden anderen Gruppen. Die Gruppe der Naschkatzen wies hingegen ein höheres Diabetes- und Schlaganfallrisiko sowie ein um 31 Prozent höheres Risiko für Depressionen auf als die anderen Gruppen. Während sich das relative Krebsrisiko (insgesamt) zwischen den Gruppen kaum unterschied, zeigte die gesundheitsbewusste Gruppe vergleichsweise niedrige Entzündungs-Biomarker (unter anderem C-reaktives Protein), die mit kardiovaskulären Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden. Dafür konnten höhere Werte von nützlichen Proteinen wie Ketonkörper und Insulin-ähnliche Wachstumsfaktor-bindende Proteine (IGFBP) gefunden werden.

Die Ergebnisse zeigen einen gesundheitlichen Vorteil der gesundheitsbewussten Gruppe. Die Forschenden sehen einen „direkten Zusammenhang zwischen Lebensmittelpräferenzen und Krankheitsrisiko […] und eine Verbindung zu biochemischen Unterschieden und biochemischen Signalwegen […], einschließlich Leptin, GH1 und IGFBP.“ [et al., 2024]. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollte allerdings beachtet werden, dass es sich bei der Studie um eine Befragung handelt und genetische Faktoren sowie andere Störvariablen nicht berücksichtigt wurden, der Probandenpool aber vergleichsweise groß war.

Navratilova HF, Whetton AD, Geifman N. Artificial intelligence driven definition of food preference endotypes in UK Biobank volunteers is associated with distinctive health outcomes and blood based metabolomic and proteomic profiles. J Transl Med. 2024 Oct 1;22(1):881. doi: 10.1186/s12967-024-05663-0. PMID: 39354608; PMCID: PMC11443809.

Neue Erkenntnisse zur Häufigkeit und den Risiken von oralen Infektionen mit HPV bei Männern

US-Krebsforscher aus Florida haben herausgefunden, wie häufig bei Männern orale HPV-Infektionen auftreten, welche Faktoren die Ansteckung beeinflussen und wie die Infektionsraten regional variieren.

Eine neue Studie hat entscheidende Informationen über die Häufigkeit und die Risikofaktoren von oralen Infektionen mit dem humanen Papillomavirus (HPV) bei Männern in den Vereinigten Staaten, Mexiko und Brasilien ans Licht gebracht.

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler am Moffitt Cancer Center in Tampa, Florida, 3.137 Männer aus den USA, Mexiko und Brasilien zwischen 2005 und 2009 im Mittel 57 Monate lang auf neue HPV-Infektionen hin beobachtet. Die Inzidenzrate für ein orales onkogenes HPV betrug 2,4 pro 1.000 Personenmonate, variierte nicht mit dem Alter und blieb während des gesamten Untersuchungszeitraums konstant, was auf ein anhaltendes Risiko hindeutet.

Auch krankheitsbedingter Zahnverlust ist ein Risiko

Die von Dr. Anna Giuliano geleitete Studie ergab, dass das Risiko, sich oral mit HPV zu infizieren, in den USA im Vergleich zu Brasilien und Mexiko deutlich höher ist: 90 Prozent aller Fälle betrafen Männer in den USA.

Die Forschenden identifizierten außerdem mehrere Schlüsselfaktoren, die mit einem höheren Risiko einer oralen HPV-Infektion verbunden sind:

  • Alter: Männer bleiben ihr Leben lang anfällig für orale HPV-Infektionen.
  • Bildungsniveau: Männer mit höherer Bildung hatten ein erhöhtes Infektionsrisiko.

  • Alkoholkonsum: Ein höherer Alkoholkonsum war mit einem höheren Risiko verbunden.

  • Sexuelles Verhalten: Das Risiko war bei Männern mit mehreren weiblichen Sexualpartnern, bei Männern, die häufig Oralverkehr hatten, und bei Männern mit männlichen Sexualpartnern erhöht.

  • Mundgesundheit: Auch der Verlust von Zähnen aufgrund einer Erkrankung im Mundraum war mit einem geringfügig erhöhten Risiko verbunden.

„Unsere Studie betont, wie wichtig es ist, weiterhin vor oralen HPV-Infektionen auf der Hut zu sein“, sagte Studienleiterin Dr. Anna Giuliano. „Die gleichbleibende HPV-Rate über alle Altersgruppen hinweg und die erheblichen regionalen Unterschiede erfordern maßgeschneiderte Impfstrategien und eine stärkere Sensibilisierung, um HPV-bedingte oropharyngeale Krebserkrankungen zu verhindern.“

Die Wissenschaftler plädieren für geschlechtsneutrale HPV-Impfprogramme und Nachholimpfungen für diejenigen Männer mittleren Alters, die frühere Möglichkeiten zur Impfung verpasst haben. Die Daten weisen ihnen zufolge darauf hin, dass Männer im Laufe ihres Lebens dem Risiko einer oralen HPV-Ansteckung ausgesetzt sind, was darauf hindeute, dass eine Nachholimpfung die Inzidenz neuer Infektionen verringern kann.

„Unsere Arbeit unterstreicht den dringenden Bedarf an Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die sich sowohl mit dem Sexualverhalten als auch mit Lebensstilfaktoren befassen“, sagte Dr. Racheal Mandishora, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Krebsepidemiologie am Moffitt. „Durch eine bessere Aufklärung und eine höhere Durchimpfungsrate können wir die Inzidenz der oralen HPV und die damit verbundenen Risiken deutlich verringern.“

Die HPV-Impfung wird für alle Personen zwischen 9 und 26 Jahren empfohlen. Aber auch Erwachsene zwischen 27 und 45 Jahren, die bisher nicht geimpft wurden, können sich impfen lassen.

Dube Mandishora, R.S., Dickey, B.L., Fan, W. et al. Multinational epidemiological analysis of oral human papillomavirus incidence in 3,137 men. Nat Microbiol (2024).

Sjögren-Syndrom als Risikofaktor für juvenilen Schlaganfall

Patienten mit Sjögren-Syndrom haben ein deutlich niedrigeres Alter bei Schlaganfällen als vergleichbare Patientengruppen. Bei jedem Zweiten wurde die Sjögren-Diagnose erst nach dem Schlaganfall gestellt.

Forschende der Medizinischen Hoch­schule Hannover haben auf dem Deutschen Rheumatologiekongress in Düsseldorf eine Studie vorgestellt, in der gezeigt werden konnte, dass Schlaganfälle in jüngeren Lebensjahren beim Vorliegen eines primären Sjögren-Syndroms häufiger auftreten.

Für die Studie wurden Daten von insgesamt 548 Patientinnen und Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom über einen Fünfjahreszeitraum (2018 bis 2023) untersucht. Mit Hilfe von Propensity-Score-Matching nach Alter zu Studienbeginn wurden für die Schlaganfall-Gruppe der Sjögren-Patienten zwei Kontrollgruppen im Verhältnis 1:3 gebildet: Sjögren-Patienten ohne Schlaganfall-Anamnese sowie eine Gruppe von Patienten mit Hirninfarkt ohne Sjögren-Syndrom. Darüber hinaus wurden Daten der Schlaganfall-Patienten mit Sjögren Syndrom, die jünger als 50 Jahre waren (juveniler Schlaganfall) mit den Älteren (späterer Schlaganfall) verglichen.

Die Ergebnisse zeigen ein signifikant niedrigeres Medianalter der Sjögren-Patienten beim Auftreten eines Schlaganfalls im Vergleich zu Schlaganfall-Patienten ohne Sjögren-Syndrom (53 versus 60 Jahre, p=0,042). Bei 18,9 Prozent der Sjögren-Patienten trat ein Schlaganfall vor dem 40. Lebensjahr auf – bei Patienten ohne Sjögren Syndrom waren es lediglich 5,4 Prozent. In der Altersklasse 40 bis 50 lagen 21,6 der Sjögren-Patienten mit Schlaganfall. 40,5 Prozent der Sjögren-Patienten erlitten einen Schlaganfall vor ihrem 50. Lebensjahr (Medianalter 41) und waren damit durchschnittlich 25 Jahre jünger als Sjögren-Patienten mit einem späteren Schlaganfall über 50 Jahren (59,5 Prozent, Medianalter 66,5).

Das Sjögren-Syndrom

Das Sjögren-Syndrom zählt zu den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und äußert sich durch eine chronische Entzündung der exokrinen Drüsen. Betroffen sind dadurch vor allem die Mund- und Vaginalschleimhaut sowie die Tränendrüsen. Im Allgemeinen erkranken Frauen weitaus häufiger als Männer. Das Syndrom kann verschiedene Ausprägungen haben und entweder nur lokale exokrine Drüsen betreffen, aber auch extraglandulär systemisch mit Beteiligung verschiedener Organe auftreten. Es kann in seiner primären Form allein oder sekundär mit Assoziation zu anderen Immunerkrankungen auftreten.

Xerostomie und Sicca-Syndrom sind Leitsymptome der Erkrankung und liegen bei 98 Prozent der Betroffenen vor. Die Stomatitis sicca kann sich dadurch äußern, dass Patienten über Probleme beim Einspeicheln der Nahrung oder Schwierigkeiten beim längeren Sprechen berichten. Auch eine erhöhte Kariesprävalenz sowie häufigere Candida albicans Infektionen können als Folge der Xerostomie auftreten. Bei mehr als einem Drittel der Patienten treten im Rahmen des Sjögren-Syndroms rezidivierende Entzündungen der Parotiden, zumeist beidseits, auf. Extraglandulär können Arthralgien und Polyarthritiden (beobachtet bei rund der Hälfte der Patienten,) sowie das Raynaud-Syndrom auftreten.

Beide Schlaganfallgruppen (mit und ohne Sjögren-Syndrom) wiesen überwiegend ähnliche kardiovaskuläre Risikofaktoren auf, während sich diese in der Kontrollgruppe ohne Schlaganfall deutlich weniger zeigten. In allen Schlaganfall-Gruppen war der Anteil der Männer höher.

Bei nahezu die Hälfte der Schlaganfall-Patienten (48,6 Prozent) aus der Sjögren-Gruppe wurde zum Zeitpunkt des Schlaganfalls die Diagnose des Sjögren-Syndroms noch nicht gestellt. Dies betraf vor allem Patienten mit juvenilem Schlaganfall, obwohl diese bereits Sicca-Symptome zeigten.

Die Ergebnisse bestätigen eine Assoziation zwischen Sjögren-Syndrom und einem erhöhten Schlaganfallrisiko, insbesondere in jüngeren Lebensjahren. Während die kardiovaskulären Risikofaktoren in beiden Schlaganfall-Gruppen ähnlich waren, waren die Sjögren-Patienten beim Auftreten des Schlaganfalls deutlich jünger. „Dieser Umstand deutet darauf hin, dass autoimmun-entzündliche Prozesse eine Rolle bei der Pathogenese der Schlaganfälle bei diesen PatientInnen spielen könnten“, vermuten die Autorinnen und Autoren. Die verzögerte Diagnosestellung beim Sjögren-Syndrom spricht dafür, das Screening zu optimieren, insbesondere für jüngere Patienten.

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) 2024, Meeting Abstract VK.05; DOI: 10.3205/24dgrh194

Saubere Zähne – Gesundes Herz

Saubere Zähne – gesundes Herz

Parodontitis ist nicht nur eine der Hauptursachen für Zahnverlust, sondern erhöht auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Umso wichtiger ist es, mit sorgfältiger Mundhygiene und gesundem Lebensstil vorzubeugen, appelliert die Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) anlässlich des Weltherztags am 29. September zur Patientenaufklärung.

Parodontitis ist eine Volkskrankheit und trifft etwa jeden zweiten Erwachsenen in Deutschland [1]. Sie beginnt unspektakulär mit einer Gingivitis: Weil es nicht schmerzt, werden die Symptome oft nicht ernst genommen. Aber sie sind ein Warnsignal, und Patienten sollten wissen, dass die Entzündung auf das Zahnbett übergreifen und sich zu einer Parodontitis auswachsen kann. Unbehandelt kann die Entzündung weiter bis tief in den Zahnhalteapparat vordringen. Dabei kommt es durch die Bakterien auch zur Zerstörung des Kieferknochens. Dann drohen Wackelzähne und Zahnverlust [2].

Entzündliche Prozesse bleiben lange unbemerkt

Gingivitis und frühe Parodontitis-Stadien sind „stille“ Krankheiten, weil sie oft jahrelang vor sich hin schwelen, ohne Beschwerden zu verursachen. Das ist tückisch, weil die entzündlichen Prozesse lange unbemerkt bleiben und ungestört fortschreiten können [3].

Gefährlich ist, dass die Parodontitis nicht auf den Mund beschränkt bleibt: „Die Bakterien und Entzündungsmediatoren können durch die Zellen des entzündeten Zahnfleischs in die Blutbahn schlüpfen und im Körper unter anderem Herz-Kreislauferkrankungen fördern – indem sie die Blutgefäße schädigen“, erklärt Professor Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke.

Menschen mit Parodontitis haben laut Studien ein etwa doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Parodontitis fördert zudem die Entstehung von Bluthochdruck, der das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ebenfalls erhöht. Es scheint sogar einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeit zu geben [4, 5].

Parodontitis vorbeugen: Lebensstil hat großen Einfluss

Ob man an Parodontitis und/oder einem Herz-Kreislaufleiden erkrankt, hängt zum Teil von den Genen ab. Deutlich mehr Einfluss hat aber der Lebensstil. Etliche Risikofaktoren gefährden sowohl das Herz als auch das Zahnfleisch. Dazu gehören vor allem eine ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Übergewicht, Diabetes und Rauchen.

Rauchstopp und die Umstellung auf einen antientzündlichen Speiseplan mit vorwiegend pflanzlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln, hochwertigen Ölen, ab und zu Fisch sind daher neben ausreichender Bewegung wichtige Stellschrauben, um Parodontitis und Herzerkrankungen vorzubeugen [6].

Unverzichtbar sei natürlich eine sorgfältige Mundhygiene. Mindestens zweimal täglich die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen und die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen. Mundspüllösungen können ergänzend zum Einsatz kommen [7].

Quellen

[1] Jordan AR, Micheelis W, editors. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V). Köln: Deutscher Zahnärzte-Verlag. DÄV; 2016.
[2] Deutsche Gesellschaft für Parodontologie. Parodontitis. dgparo.de
[3] Bundeszahnärztekammer: Erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko durch Parodontitis. Pressemitteilung 08.12.2022.
[4] Sanz M, Marco Del Castillo A, Jepsen S, Gonzalez-Juanatey JR, D’Aiuto F, Bouchard P, Chapple I, Dietrich T, Gotsman I, Graziani F, Herrera D, Loos B, Madianos P, Michel JB, Perel P, Pieske B, Shapira L, Shechter M, Tonetti M, Vlachopoulos C, Wimmer G. Periodontitis and cardiovascular diseases: Consensus report. J Clin Periodontol. 2020 Mar;47(3):268-288. doi: 10.1111/jcpe.13189. Epub 2020 Feb 3. PMID: 32011025; PMCID: PMC7027895.
[5] Muñoz Aguilera E, et al.: Periodontitis is associated with hypertension: a systematic review and meta-analysis. Cardiovascular Research 2020; 116(1): 28–39. doi:10.1093/cvr/cvz201.
[6] Wölber JP, Tennert C. Die Ernährungszahnbürste. 1. Auflage 2020. Narayana Verlag, Kandern.
[7] AWMF. S3-Leitlinie Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. Stand Dezember 2020.

 

Warum Mundgesundheit auch Herzenssache ist (dzw.de)

Xylit erhöht Risiko für kardiale Ereignisse um 57 Prozent

Höhere Werte des Süßstoffs Xylit im Blut sind mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Herzerkrankungen und Schlaganfälle verbunden, zeigt eine internationale Studie unter Federführung der Charité.

Die Untersuchung der Cleveland Clinic in den USA wurde jetzt im European Heart Journal veröffentlicht. Erstautor der Studie ist Dr. med. Marco Witkowski, Kardiologe am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). Bereits 2023 hatte der Wissenschaftler in einer von der Cleveland Clinic geleiteten Studie in Zusammenarbeit mit dem DHZC im Magazin „Nature Medicine“ gezeigt, dass der Süßstoff Erythrit ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden ist .

Xylit wird in großen Mengen verkauft und als „natürlicher Süßstoff“ beworben, da es in geringen Mengen auch in Obst oder Gemüse vorkommt und vom Körper produziert werden kann. Künstliche Süßstoffe wie Xylit werden von Gesundheitsbehörden der USA und der Europäischen Union als „Generally Recognized as Safe“ (GRAS) eingestuft. Ihr Einsatz wurde von mehreren Leitlinienorganisationen für Personen empfohlen, die an Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Außerdem soll Xylit einigen Untersuchungen zufolge eine karieshemmende Wirkung haben. Daher wird der Süßstoff nicht nur als Ersatz für Zucker, sondern auch als zusätzliches Mittel gegen Karies vermarktet, etwa als Zusatz von Zahncremes, Lutschtabletten oder Kaugummis, schreibt die Charité.

Das Problem: Xylit erhöht die Reaktivität von Blutplättchen

Witkowski hat während eines mehrjährigen Forschungsaufenthalts in den USA untersucht, ob der Konsum von Xylit das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und für Schlaganfälle erhöht. Dazu wurden zunächst Blutproben von insgesamt mehr als 3.300 Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten analysiert. Diese Patienten wurden daraufhin über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet. In diesem Zeitraum kam es bei Patienten mit hohen Xylit-Konzentrationen im Blut signifikant häufiger zu Schlaganfällen, sogenannten „kardialen Ereignissen“ wie einem Herzinfarkt oder zu einem Todesfall.

Dieser Zusammenhang konnte in der Folge weiter erhärtet werden: In Laborversuchen wie auch bei Tests mit gesunden Studienteilnehmenden zeigte sich, dass Xylit die Reaktivität von Blutplättchen erhöht, was die Bildung von Blutgerinnseln fördert und somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern kann. Konkret wurde festgestellt, dass das Risiko für schwerwiegende kardiale Ereignisse bei erhöhten Xylit-Werten im Blut um 57 Prozent erhöht war.

Der Tipp: „Verbraucher sollten Konsum überdenken“

„Unsere Forschung weist auf mögliche Risiken von Xylit hin und zeigt, dass Süßstoffe nicht unbedingt die harmlose Zuckeralternative sind, für die sie oft gehalten werden. Besonders bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken könnte der Konsum von Xylit zusätzliche Gesundheitsgefahren bergen“, erklärt Witkowski. „Es ist wichtig, dass Verbraucher sich dieser Risiken bewusst sind und ihren Konsum dieser Süßstoffe überdenken. Bei Unsicherheiten sollten sie sich an ihren Arzt oder Ernährungsberater wenden.“

Angesichts der weit verbreiteten Verwendung von Xylit in Lebensmitteln und Zahnpflegeprodukten halten es die Autorinnen und Autoren der Studie für wichtig, die potenziellen Gesundheitsrisiken weiter zu untersuchen.

Marco Witkowski et al., Xylitol is prothrombotic and associated with cardiovascular risk, European Heart Journal, 2024;, ehae244, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae244