Zahnärzte nehmen mehr aggressives Verhalten wahr
Der Ton in den bayerischen Zahnarztpraxen wird rauer. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung im Land hat ihre Mitglieder nach ihren Erfahrungen gefragt.
Dreiviertel der Befragten sind bereits mit aggressivem Verhalten konfrontiert worden.
Knapp 300 Zahnärzte und Praxismitarbeiter nahmen nach Angaben der Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns an der Befragung teil, deren Ergebnisse bereits Ende des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. 73 Prozent der Befragten seien bereits beleidigt, bedroht oder sogar körperlich von einem Patienten angegriffen worden.
Auch Freitextantworten konnten die Befragten abgeben. So schreibt eine Person: „Seit circa zwei Jahren kommt es vermehrt zu aggressivem Verhalten. Dies geht sowohl von Frauen als auch von Männern aus und es entwickelt sich eine übergriffige Anspruchshaltung seitens des Patienten oder der Begleitpersonen gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und uns.“ Eine andere Ärztin oder Arzt sagt: „Patienten werden fordernder. Beschimpfungen, Drohungen sowohl am Telefon als auch vor Ort in der Praxis stehen leider mittlerweile auf der Tagesordnung.“
Einige der Befragten äußern eine Idee, worin das Verhalten begründet liegt: „Die Kommunikation einiger Krankenkassen mit den Patienten verschärft das Bild, dass Zahnärzte Patienten mit erfundenen Leistungen das Geld aus der Tasche ziehen“, schreibt einer. „Viele Patienten verstehen die derzeitige Gesundheitspolitik nicht. Sie zahlen monatlich horrende Beiträge […] und bekommen trotzdem nur einen Teil der Behandlungskosten erstattet und müssen immer höhere Eigenanteile in Kauf nehmen. Viele Patienten können sich einfach keinen Zahnersatz mehr leisten. Wir in den Praxen müssen diese Misere der Gesundheitspolitik ausbaden, wir sind die Buhmänner, die Patienten lassen ihren Frust an uns aus“, so ein anderer.
Doch die betroffenen Zahnärztinnen und -ärzte machen auch Lösungsvorschläge. Sie bitten etwa um Ausbildungskurse oder Schulungen für das Praxisteam, um mit gewalttätigen Patientinnen und Patienten umzugehen. Zur Deeskalation wäre auch eine bessere Kommunikation durch die Krankenkassen nötig. Sie wünschen sich außerdem, dass sich die Politik diesem Thema mehr annimmt.
Die KZVB nehme das Thema sehr ernst, heißt es in der Umfrage. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rüdiger Schott sagt dazu: „Wir werden dieses Thema an die Politik und an die Krankenkassen herantragen. Ich teile die Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach einer Verschärfung des Strafrechts. Ärzte, Zahnärzte und die Praxisteams müssen den gleichen Schutz genießen wie Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute.“