Neues Lehrgebäude der Zahnklinik Bonn: Die digitale Zukunft der Zahnmedizin beginnt im Studium

Die Zahnklinik der Uni Bonn hat ein neues, innovatives Lehrgebäude eröffnet – unter anderem mit digitalen Chairside-Systeme, die bereits in der vorklinischen Ausbildung einen komplett digitalen Workflow ermöglichen.

Mit einer feierlichen Zeremonie ist das neue Lehrgebäude der Zahnklinik am Universitätsklinikum Bonn (UKB) offiziell eröffnet worden. Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft kamen in der Welschnonnenstraße 17 zusammen, um diesen wichtigen Schritt für die zahnmedizinische Ausbildung an der Universität Bonn zu feiern. Der hochmoderne Neubau, gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft, setzt neue Maßstäbe für die Lehre in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

Mit dem neuen Lehrgebäude der Zahnmedizin setzt die Universität Bonn neue Maßstäbe in der zahnärztlichen Ausbildung. Die praktische Lehre erfolgt an hochmodernen, praxisidentischen Behandlungseinheiten, wie sie auch in der niedergelassenen Praxis zum Einsatz kommen. Jede Einheit ist mit realistischen Bedienelementen (Winkelstück, Turbine, Luft-Wasser-Spritze, optional Ultraschall und Polymerisationslampe), Behandlungsleuchte und Absaugung ausgestattet. Die Behandlung erfolgt am Phantomkopf, wodurch ein realistisches, aber sicheres Trainingsumfeld geschaffen wird – ideal zur Vorbereitung auf die spätere Patientenbehandlung. Integrierte digitale Röntgensysteme ermöglichen zudem den unmittelbaren Zugriff auf Bilddaten direkt am Behandlungsstuhl. So lassen sich die Arbeitsabläufe der zahnärztlichen Praxis bereits während des Studiums realitätsnah abbilden, informiert die Universität.

Vollständiger digitaler Workflow

Ein zentrales Element der neuen Infrastruktur ist die Einführung digitaler Chairside-Systeme in die vorklinische Ausbildung. Studierende durchlaufen den vollständigen digitalen Workflow: vom Intraoralscan über das Design bis hin zur CAD/CAM-Fertigung von Restaurationen. Damit können – ergänzend zu konventionellen Verfahren wie dem veralteten Metallguss – vollanatomische Inlays, Teilkronen oder Brücken aus modernen Werkstoffen hergestellt werden.

Zur Qualitätssicherung steht den Studierenden eine Präparationsvergleichssoftware (zum Beispiel PrepCheck, Compare) zur Verfügung. Diese ermöglicht einen unmittelbaren Abgleich der eigenen Präparation mit der Masterpräparation der Kursleitung. Das System unterstützt ein selbstständiges, reflektiertes Lernen und ermöglicht grade in frühen Ausbildungsphasen eine objektive Selbsteinschätzung.

Ein innovativer Baustein der Ausbildung ist der Einsatz des Simulationssystems „Dente“ (SIMtoCARE), mit dem Behandlungsabläufe virtuell trainiert werden können. Das System bietet haptisches Feedback, das dem Widerstand unterschiedlicher Gewebestrukturen (zum Beispiel Schmelz und Dentin) nachempfunden ist. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf der Schulung der Hand-Augen-Koordination sowie auf zahnerhaltenden (zum Beispiel Trepanation, Kariesexkavation) und prothetischen Maßnahmen. Präparationen lassen sich beliebig oft wiederholen, ein Echtzeitvergleich mit einer Referenzpräparation ist ohne vorherigen Intraoralscan möglich – besonders hilfreich für Anfängerinnen und Anfänger, die intensives Feedback benötigen.

Live-Übertragung inklusive Webstream

Eine hochgradig integrierte Medientechnik erweitert die Möglichkeiten der Lehre erheblich. Demonstrationen – ob phantom-, patienten- oder technikbezogen – können live in alle Praktikums- und Seminarräume sowie über Webstream auch extern übertragen werden. In den vier Simulationsetagen sorgen insgesamt fünf 83-Zoll-Bildschirme pro Praktikumsraum für optimale Sichtbarkeit. Neben Präsentationen und Videoinhalten stehen vor allem Live-Demonstrationen im Fokus, die direkt mit den Studierenden besprochen und analysiert werden können – ein wesentlicher Schritt hin zu einer modernen, vernetzten und dialogorientierten Lehre.

Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät und kommissarischer Vorstandsvorsitzender des UKB, sagt: „Mit dem neuen Lehrgebäude schaffen wir eine Infrastruktur, die Lehre und Forschung auf herausragende Weise miteinander verbindet. Es ist ein starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit der zahnmedizinischen Ausbildung am Standort Bonn. Wir sind stolz darauf, mit diesem Lehrgebäude einen neuen Standard für die zahnmedizinische Ausbildung zu setzen – nicht nur in Bonn, sondern bundesweit und international.“

Ein besonderer Fokus des Neubaus liegt auf der Verbindung zwischen Geschichte und Zukunft: Während der Bauarbeiten wurde eine historische Bastionsmauer entdeckt, die nun dauerhaft dokumentiert und in das Lehrgebäudekonzept eingebettet ist. Für Prof. Helmut Stark, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des UKB, ein Symbol für die Verwurzelung in der Stadt Bonn: „Wir verbinden hier Tradition mit Innovation – ein Fundament, das unsere Studierenden täglich inspiriert.“

Neben barrierefreien Zugänge, begrünten Fassaden und zahlreiche Kommunikationszonen im Innen- und Außenbereich bietet der Neubau mehr als 150 Fahrradstellplätze und ein Studierendencafé.

Mehrheit der Bürger plädiert für Zuckersteuer

Die meisten Menschen in Deutschland befürworten eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke sowie strengere Werbebeschränkungen für Produkte mit viel Fett, Zucker und Salz zum Schutz von Kindern. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

Für die repräsentative Erhebung befragte das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands 1.001 Menschen ab 16 Jahren zu ihren ernährungspolitischen Einstellungen und Verhaltensweisen. Dabei zeigte sich, dass den meisten eine gesunde Ernährung wichtig ist. Fast alle (91 Prozent) achten demnach zu Hause auf eine gesunde Ernährung, 65 Prozent auch außer Haus.

Wegen hoher Preise schränken sich viele ein

Doch im Alltag wird vielen Befragten eine gesunde Ernährung immer wieder erschwert – beispielsweise durch hohe Lebensmittelpreise. So gab die Hälfte der Befragten (50 Prozent) an, dass ihnen gesunde Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse oftmals zu teuer sind. Mehr als vier von zehn (44 Prozent) berichteten, dass sie sich aufgrund gestiegener Lebensmittelpreise beim Kauf gesunder Lebensmittel oft einschränken müssten.

Das gilt der Umfrage zufolge vor allem für Haushalte mit niedrigem Einkommen: So gaben gut zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2.000 Euro an, dass sie sich beim Kauf gesunder Lebensmittel aufgrund gestiegener Lebensmittelpreise oft zurückhalten müssen.

Abschaffung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel findet viel Zustimmung

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Mehrheit der Befragten befürwortet staatliche Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung. Demnach plädiert die deutliche Mehrheit (79 Prozent) für eine Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke, um Hersteller gegebenenfalls zu motivieren, den Zuckergehalt zu reduzieren. 89 Prozent sprechen sich für strengere Werbebeschränkungen für Produkte mit viel Fett, Zucker und Salz zum Schutz von Kindern aus. Und 91 Prozent halten es für sehr oder eher sinnvoll, die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte abzuschaffen.

„Die Ergebnisse zeigen: Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich eine aktive Rolle des Staates, wenn es um gesunde Ernährung geht“, sagt Michaela Schröder, Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik im Verbraucherzentrale Bundesverband. „Dies schließt steuerliche Maßnahmen und den Schutz der Kinder vor Werbung für Süßes und Fast Food ein.“

Neuer Studiengang Zahnmedizin startet in Thüringen

Mit dem neuen Studiengang Zahnmedizin erweitert die HMU Health and Medical University Erfurt ihr medizinisches Studienangebot um ein zukunftsweisendes Fach und setzt damit ein klares Zeichen für die nachhaltige Stärkung der zahnärztlichen Versorgung in Thüringen und dem gesamten Bundesgebiet. Der Studiengang ohne Numerus clausus (NC) ist mit Start zum Wintersemester 2025/26 geplant.

Studiengang schafft Zukunftsperspektive

Der neue Studiengang kommt zur rechten Zeit: In den vergangenen Jahren sind viele Zahnärzte in den Ruhestand gegangen – vielfach ohne Nachfolge. Das bedeutet für beispielsweise mehr als 100.000 Patienten im Freistaat Thüringen: Ein neuer Zahnarzt muss gefunden werden – häufig in Regionen, in denen das Angebot schon heute knapp ist. Diese Entwicklung wird sich laut Prognosen bundesweit verschärfen. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen begrüßt deshalb ausdrücklich die Etablierung des zahnmedizinischen Studiengangs an der HMU Erfurt.

„Durch die staatliche Anerkennung des Studiengangs Zahnmedizin der HMU Erfurt entsteht am Standort Erfurt ein zusätzliches und innovatives Studienangebot im Gesundheitsbereich – genau dort, wo Thüringen Zukunftsperspektiven braucht. Ich begrüße das starke Engagement der Universität und bin überzeugt, dass die HMU Erfurt einen wertvollen Beitrag für die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte in unserem Land leisten wird“, sagt Wissenschaftsminister Christian Tischner.

Starker Praxisbezug

„Mit dem Studiengang Zahnmedizin tragen wir zur Sicherung der zahnärztlichen Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen und zur Nachwuchsförderung im Gesundheitswesen bei“, erklärt Ilona Renken-Olthoff, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der HMU Erfurt. „Als Ergänzung zu unserem bereits bestehenden Studiengang Humanmedizin bietet die neue Zahnmedizin eine weitere exzellente Ausbildungsmöglichkeit mit starkem Praxisbezug und hoher gesellschaftlicher Relevanz.“

Das zahnmedizinische Studium an der privaten, staatlich anerkannten HMU Erfurt dauert elf Semester, schließt mit dem Staatsexamen ab und berechtigt zur Approbation. Entwickelt wurde das Studienkonzept vom Gründungsteam unter Leitung von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Thomas Hoffmann, Gründungsprodekan der Fakultät Medizin und des Departments Orale Medizin an der HMU Erfurt. Das Studienkonzept folgt der Approbationsordnung und integriert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie praxisnahe Ausbildungsformate – mit Studienabschnitten auf dem HMU Erfurt-Campus, in der entstehenden hochmodernen Lehrklinik und bei Partnerpraxen. „Unser Ziel ist es, junge Zahnmediziner bestmöglich auf ihre anspruchsvolle Rolle im Gesundheitssystem vorzubereiten – wissenschaftlich fundiert, praxisnah und interdisziplinär vernetzt“, betont Hoffmann.

Orale Gesundheit als Teil der Gesamtgesundheit

Ein besonderes Merkmal des innovativen Studiengangs: Er nimmt zukünftige Entwicklungen der Oralen Medizin in den Blick. Die ganzheitliche Betrachtung oraler Gesundheit als Teil der Gesamtgesundheit – insbesondere im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – würde integraler Bestandteil der Ausbildung. Die Mundgesundheit besitzt höchste Relevanz für die Gesamtgesundheit. Vor diesem Hintergrund komme der Oralen Medizin eine wesentliche Rolle in der Gesundheitsversorgung zu. Der neue Studiengang sei genau darauf ausgerichtet und vermittele Kompetenzen für mehrdimensionale Diagnostik und Therapie. Das interdisziplinäre und interprofessionelle Universitätskonzept der HMU Erfurt böte für die Umsetzung beste Voraussetzungen.

Der Studiengang ist bereits staatlich anerkannt – der Bescheid des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur ging am 6. Mai 2025 ein. Bewerbungen für das Studium der Zahnmedizin an der HMU Erfurt sind ab sofort möglich. Weitere Informationen und die Möglichkeit zu individuellen Beratungsgesprächen gibt es unter: health-and-medical-university-erfurt.de

Zahnfüllungen halten viel länger als früher

Zahnfüllungen verbleiben in Deutschland immer länger im Mund, aber wie lange genau, das hängt stark vom Wohnort ab. Das ist eine Erkenntnis aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer, der am 5. Juni in Berlin vorgestellt wurde. 

Demnach hielt die Hälfte der großen Seitenzahnfüllungen aus dem Jahr 2010 mindestens 6,5 Jahre, während es bei den Füllungen aus dem Jahr 2015 bereits mindestens 7,2 Jahre waren. „Die Haltbarkeit von Zahnfüllungen nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Das deutet auf eine sich weiter verbessernde Mundgesundheit hin. Diese Entwicklung sollte auch nach dem Verbot von Zahnamalgam zu Jahresbeginn künftig verstetigt werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Prof. Dr. med. Christoph Straub.

Insbesondere die Haltbarkeit des Füllungswerkstoffs Amalgam sei ein Vorteil gewesen, der für Patienten auch bei Amalgam-Alternativen möglichst dauerhaft erhalten bleiben solle. Im Interesse der Versicherten müsse eine hochwertige zuzahlungsfreie Füllungsversorgung weiterhin vollumfänglich gewährleistet sein.

Wie sich das besagte Verbot auf die künftige Füllungstherapie auswirke, lasse sich mit den vorliegenden Daten derzeit aber noch nicht absehen. Bei alternativen Füllungswerkstoffen müsse jedoch maximale Transparenz herrschen, wie gut sie sich als Ersatzmaterialien für Amalgam bewährten. Straub: „Um diese Transparenz bei der Haltbarkeit weiter zu gewährleisten, wird unbedingt eine Kennzeichnungspflicht für zuzahlungsfreie Füllungen benötigt, wie sie früher für Amalgam gegolten hat.“

Erhebliche regionale Unterschiede bei Liegedauer von Füllungen

Den Daten der Barmer zufolge gibt es je nach Region jedoch deutliche Unterschiede bei der Liegedauer von Füllungen. So befinden sich in Baden-Württemberg nach zehn Jahren rund 42 Prozent der großen Seitenzahnfüllungen noch im Mund, während es in Sachsen-Anhalt rund 18 Prozent sind. Der Bundesschnitt bei der Haltbarkeit, auch Liegedauer genannt, beträgt etwa 34 Prozent. Regionale Unterschiede bei der Haltbarkeit von Füllungen stehen laut Zahnreport vermutlich weniger mit der Behandlungsqualität, sondern vielmehr mit verschiedenen Therapieansätzen in Praxen sowie sozialen und finanziellen Faktoren in Verbindung.

Auch besteht ein Zusammenhang zwischen kürzeren Liegedauern und sozialen Herausforderungen in einer Region. So weisen umgekehrt Baden-Württemberg und Bayern einen vergleichsweise geringen Grad an Benachteiligung auf Basis von Bildung, Beschäftigung und Einkommen auf. Bei den Liegedauern großer Seitenzahnfüllungen befinden sich diese Länder in der Spitzengruppe.

„Der Zahnreport zeigt, wie wichtig eine hochwertige Füllungstherapie für die Bevölkerung in Deutschland ist, insbesondere jedoch für sozial benachteiligte Gruppen. Eine zuzahlungsfreie Versorgung hat besonders für sie nach wie vor erhebliche Bedeutung“, sagt Prof. Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden, Autor des Barmer-Zahnreports.

Haltbarkeit von Amalgamalternativen besser erforschen

Barmer-Chef Straub sprach sich dafür aus, die anstelle von Amalgam eingesetzten Alternativwerkstoffe durch weitere Studien wissenschaftlich optimal abzusichern. „Da die Ästhetik der in der Regel zahnfarbenen Amalgamalternativen immer besser wird, ist bereits in absehbarer Zeit eine größere Nachfrage nach diesen zuzahlungsfreien Füllungen zu erwarten. Es bedarf daher weiterer Forschung, um den Versicherten in Sachen Haltbarkeit auch künftig die bestmögliche Versorgung anbieten zu können.“

„Das Amalgamverbot darf nicht außer Acht gelassen werden, wenn man über Füllungen spricht“, erklärt Reportautor Wolf.  „Für die zahlreichen Ersatzwerkstoffe, die in Frage kommen, gibt es nur eine sehr geringe Evidenzbasis. Dabei ist die Größe der Füllung indikationsrelevant, bei größeren Defekten könnten die Amalgamalternativen eher Probleme bringen. Und mehr als ein Drittel sind mindestens dreiflächige Füllungen, also große Füllungen.“

Für den Barmer-Zahnreport wurden Abrechnungsdaten von insgesamt 13,6 Millionen Versicherten über einen Zeitraum von bis zu dreizehn Jahren wissenschaftlich analysiert.

Fast jeder Dritte unzufrieden
mit dem Gesundheitssystem

Fast jeder Dritte ist aktuell nach dem „TK-Meinungspuls 2025“ mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht zufrieden. In der repräsentativen Befragung hat das Forschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) erhoben, wie Menschen in Deutschland das Gesundheitssystem wahrnehmen. Die Unzufriedenheit hat sich seit 2021 verdreifacht: Damals gaben nur 10 Prozent der Befragten an, mit dem Gesundheitswesen nicht zufrieden zu sein, heute sind es 30 Prozent.

„Der Trend kehrt sich um“

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Das ist eine Trendwende. In unseren Befragungen ist die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem bis 2021 kontinuierlich gewachsen, jetzt kehrt sich der Trend um. Das ist leider keine Überraschung: Seit Jahren steigt die finanzielle Belastung der Versicherten, gleichzeitig klagen Menschen vermehrt über lange Wartezeiten für Arzttermine. Viele haben gerade das Gefühl, dass dieses System, für das sie immer mehr zahlen, immer schlechter funktioniert.“ Diese Warnsignale dürfe die Politik nicht ignorieren.

Prof. Wolfgang Schroeder ist Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Demokratieforschung und erklärt, warum das Gesundheitssystem hohe Priorität für die Politik haben muss: „Ein funktionierendes Gesundheitssystem ist eine tragende Säule unseres Sozialstaats und damit enorm wichtig für das Vertrauen in die Demokratie. Wer Missstände im Gesundheitswesen zu lange ignoriert, spielt dem Populismus in die Hände.“

Wartezeiten für 62 Prozent ein Problem

Auch die Unzufriedenheit mit dem Angebot an Facharztpraxen ist gestiegen: 38 Prozent der Befragten sind damit weniger zufrieden oder unzufrieden, 2017 waren es noch 27 Prozent. Ein möglicher Grund dafür könnten die Wartezeiten auf Facharzttermine sein, mit denen 62 Prozent nicht zufrieden sind (2017: 50 Prozent). Damit Patienten schneller Arzttermine bekommen, fordert die TK eine digitale Ersteinschätzung des medizinischen Bedarfs – noch bevor ein Arzttermin überhaupt vereinbart wird. Eine Ersteinschätzung kann gesundheitliche Probleme schnell einordnen und einen geeigneten Behandlungspfad empfehlen. Je nach Situation kann das eine digitale Selbstversorgung oder ein Termin in einer Haus- oder Facharztpraxis sein. Wer dringend behandelt werden muss, soll über eine digitale Terminplattform schnell einen Termin bekommen. „Wir müssen Patienten mehr Orientierung im Gesundheitssystem bieten, damit sie in die Arztpraxen kommen, in denen sie gut versorgt werden können. Eine zielgenauere Versorgung entlastet auch die Ärzte“, so der TK-Chef.

94 Prozent rechnen mit Beitragssteigerungen

Die große Mehrheit der Befragten befürwortet stellenweise Reformen im Gesundheitssystem (73 Prozent), jede beziehungsweise jeder Fünfte sieht umfassenden Reformbedarf (21 Prozent). „Die Politik hat zu viele drängende Fragen ausgesessen, darunter die finanzielle Schieflage in der Kranken- und Pflegeversicherung, den Reformbedarf in der Notfallversorgung oder die Kostenexplosion bei Arzneimitteln“, sagt Baas. Politikwissenschaftler Schroeder sagt dazu: „Für eine stabile Demokratie ist es enorm wichtig, dass alle Menschen gleichermaßen an einer guten Versorgung teilhaben können. Gleichzeitig müssen die Kosten für sie gut tragbar sein. Die stark steigenden Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung sind daher Grund zur Sorge.“ Mit 94 Prozent rechnet die große Mehrheit der Befragten damit, dass die Beiträge weiter steigen. TK-Chef Baas: „Die neue Bundesregierung muss die Beitragsspirale stoppen. Die Beiträge sind auf über 17 Prozent gestiegen und Ende des Jahrzehnts werden sie bei 20 Prozent sein, wenn nichts passiert.“

Deshalb fordert die TK ein Sofortprogramm mit schnellen Ergebnissen: Ein höherer Herstellerrabatt auf neue Arzneimittel könnte zwei Milliarden Euro pro Jahr bringen. Und wenn der Bund seiner Verpflichtung zur Finanzierung der Beiträge für Bürgergeldempfänger nachkommt, wäre das eine Entlastung von mehr als neun Milliarden Euro jährlich.

Menschen bereit für Neuerungen

Die Befragung zeigt zudem, dass die Menschen in Deutschland nicht nur Reformbedarf im Gesundheitswesen sehen, sondern auch bereit sind, sich auf Neues einzulassen. So finden es 89 Prozent der Befragten sehr gut oder gut, wenn Pflegekräfte oder medizinisches Fachpersonal bestimmte Aufgaben von Medizinern übernehmen.

Auch die geplante Krankenhausreform stößt bei den Teilnehmern der Befragung auf Zustimmung: 72 Prozent befürworten die Spezialisierung der Kliniklandschaft. Digitalisierung wird als Chance gesehen: 81 Prozent buchen bereits Arzttermine online oder möchten dies in Zukunft tun.

Zudem würden 77 Prozent ihre Krankengeschichte digital in einem Anamnesebogen vor einem Arzttermin erfassen. 75 Prozent möchten die ePA nutzen. 68 Prozent haben bereits eine Videosprechstunde genutzt oder möchten dies tun. Baas: „Dass die Menschen für Neues aufgeschlossen sind, ist eine wichtige Grundlage, um unser Gesundheitssystem voranzubringen. Doch auch hier ist die Politik gefordert. Sie muss dafür sorgen, dass Versicherte digitale Möglichkeiten so komfortabel wie möglich nutzen können. Zum Beispiel indem Anmeldeverfahren für digitale Services wie E-Rezept oder ePA vereinfacht werden. Das Video-Ident-Verfahren muss auch im Gesundheitswesen genutzt werden können, wie es bei der Kontoeröffnung bei Banken Standard ist.“

Zahnärzte warnen: „Keine GOZ nach Art der neuen GOÄ“

Der Deutsche Ärztetag hat vergangene Woche die
Novelle der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) mit
großer Mehrheit verabschiedet. Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) warnt nun davor, die
neue GOÄ als Modell für eine künftige zahnärztliche Gebührenordnung (GOZ) zu verwenden.

Konkret betont der Verband, dass die neue Gebührenordnung bei den Ärzten „eine tabellarisch-preislistenartige
Darstellung ärztlicher Leistungen“ aufweise. Die Zahnärzteschaft sehe diese Entwicklung mit Sorge und warne
eindringlich davor, die neue GOÄ als Vorlage für eine mögliche Reform der Gebührenordnung für Zahnärzte
(GOZ) zu verwenden, heißt es in einer Presseerklärung. „Die zahnärztliche Versorgung ist geprägt von hoher
Individualität, vielfältigen Therapiewegen und erheblichem fachlichem Gestaltungsspielraum. Diese Komplexität
lässt sich nicht in ein starres, listenartiges Gebührensystem pressen, ohne Qualität, Wirtschaftlichkeit und
Patienteninteresse gleichermaßen zu gefährden“, betont der FVDZ-Bundesvorsitzende Dr. Christian Öttl in der
Stellungnahme.
Die GOZ in ihrer aktuellen Struktur basiere auf einem bewährten Rahmen: Ein einheitlicher Gebührenrahmen
mit Steigerungsfaktoren erlaube es Zahnärztinnen und Zahnärzten, medizinische Notwendigkeiten und
individuelle Patientenbedürfnisse wirtschaftlich darzustellen. Eine „GOZ nach Art der neuen GOÄ“ würde diesen
differenzierten Ansatz durch pauschale Festpreise ersetzen – mit absehbaren Nachteilen für
Patientenversorgung und Praxisrealität.
„Gerade in der Zahnmedizin, wo Prävention, Funktion, Ästhetik und Langzeitstabilität in komplexer
Wechselwirkung stehen, ist eine starre Gebührentabelle nicht sachgerecht. Die GOZ braucht Spielräume, keine
Preislisten“, betont auch der Vorsitzende des FVDZ-Landesverbands Hessen Dr. Andreas Koch. Die
Zahnärzteschaft bekenne sich zur Weiterentwicklung und Modernisierung der GOZ. „Wir fordern dabei
allerdings, die bewährten Prinzipien wie die Möglichkeiten zur analogen Berechnung bei neuen
Behandlungsmethoden und patienten-individuelle Anpassung des Gebührenrahmens zu erhalten“, macht Koch
deutlich.
Eine Novellierung der GOZ dürfe nicht zur Verengung der zahnärztlichen Therapiefreiheit und nicht zur
Entmündigung des Arzt-Patienten-Verhältnisses führen

Einzelpraxis in der Zahnmedizin weiter im Trend – Neugründungen selten

Im Jahr 2023 haben sich fast Zwei Drittel der zahnärztlichen Existenzgründerinnen und -gründer für die Übernahme einer Einzelpraxis entschieden. Reine Neugründungen sind mit einem Anteil von acht Prozent zur Ausnahme geworden. Das geht aus dem aktuellen InvestMonitor Zahnarztpraxis hervor, einer gemeinsamen Analyse des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Laut Analyse haben im Jahr 2023 rund 63 Prozent der zahnärztlichen Gründerinnen und Gründer eine Einzelpraxis übernommen – und damit für ein erprobtes Geschäftsmodell mit bestehenden Strukturen, Patientenstamm und Personal. Reine Neugründungen wurden nur noch in acht Prozent der Fälle gewählt. Der Einstieg in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG), häufig mit Kooperationsmodellen verbunden, machte 29 Prozent aus. Damit bleibt die Einzelpraxis die beliebteste Form der Niederlassung.

Auffällig ist der Anstieg der durchschnittlichen Investitionssumme bei Praxisübernahmen. Mit durchschnittlich 463.000 Euro lag diese 2023 um etwa 31 Prozent höher als noch im Jahr 2019. Der Haupttreiber dieser Entwicklung ist laut Analsyse der gestiegene ideelle Wert („Goodwill“) übergebener Praxen. Er stieg im gleichen Zeitraum von rund 116.000 auf 171.000 Euro – ein Plus von knapp 48 Prozent. Dem gegenüber stehen auch steigende Sachinvestitionen in Ausstattung und Technik.

Bei Neugründungen lag der durchschnittliche Kapitalbedarf sogar bei 770.000 Euro. Der Trend gehe, so die Autoren David Klingenberger und Bernd Köhler, „zu größeren Praxisdimensionen, modernem Interior und umfassender technischer Ausstattung“. Investiert werde nicht nur inflationsbedingt mehr – auch der Anspruch an Funktionalität und Design der Praxis sei deutlich gestiegen.

Standortfrage entscheidend – Stadt bleibt beliebter als Land

Bei der Wahl des Praxisstandorts setzen Zahnärztinnen und Zahnärzte weiter stark auf urbane Regionen. Knapp 26 Prozent der Neuniederlassungen entfallen auf große Großstädte – obwohl dort nur rund 17 Prozent der Bevölkerung leben. Im ländlichen Raum bleibt die Niederlassungsquote dagegen niedrig. Die Autoren sprechen von einem „anhaltenden Stadt-Land-Gefälle“, das auch für künftige Versorgungskonzepte relevant sei.

Die Analyse dokumentiert zudem Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer investierten 2023 im Schnitt rund 498.000 Euro in ihre zahnärztliche Niederlassung, Frauen etwa 425.000 Euro. Laut Studie hängt dies vor allem mit Unterschieden in der Praxisgröße und im Umfang technischer Ausstattung zusammen. Auch die Gründungsform spiele eine Rolle – Männer wählen häufiger die kostenintensivere Neugründung, Frauen eher die Übernahme.

„Die Entscheidung für eine Praxisgründung ist heute stärker von persönlichen Vorstellungen, Work-Life-Balance und strategischen Überlegungen geprägt als je zuvor“, so die Autoren. Unterstützungsangebote für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, etwa bei der Praxiswahl, Finanzierung und Planung, würden damit weiter an Bedeutung gewinnen.

Parodontitis in aller Munde

Zahnfleischtaschen, Zahnlockerungen und Zahnlücken: Ein modernes Gebiss ist Zeichen seiner Zeit. Was eure Patienten für (und gegen) Paradontitis tun können – eine ironische Anleitung.‘

Vielen Menschen halten sich für zivilisiert: Sie hegen gepflegte Umgangsformen, kleiden sich ansprechend, achten auf Bildung, Benimm und Beruf. In ihrem Zahnstatus spiegelt sich Ihr Zivilisationsgrad hingegen nicht unbedingt. Man sieht tiefe Zahnfleischtaschen, Zahnlockerungen und Zahnlücken. Dabei ist es nie zu spät – anbei einige Tipps und Tricks, um das Gebiss auf bequeme Art und Weise erfolgreich mit dem bereits erreichten Zivilisationsstatus synchronisieren.

Parodontitis – der Gradmesser in Sachen Zivilisation

Manchmal scheint es, dass sich Patienten Sorgen machen, ihre Nachwelt könnte in einigen Jahrhunderten an dem von Ihnen erstrebten und erreichten Zivilisationsgrad Zweifel hegen, weil das eigene Gebiss zu fehlerfrei scheint. Es scheint fast, als würden einige nachhaltige Spuren eines degenerativen, zivilisierten Lebensstils einfügen, um ihrer Nachwelt Eindeutigkeit zu schenken und lästige Zweifel zu ersparen. Eine gewöhnliche Parodontitis ist in dem Fall für viele die Rettung. Auch wenn es recht unwahrscheinlich ist, dass man bei seinem Zahnarzt noch keine Parodontitis diagnostiziert bekommen hat – denn die Kriterien, die zum Erhalt dieser Diagnose berechtigen, hängen so niedrig wie dicke Erdbeeren bei Starkregen.

Zahnmediziner unterscheiden zwischen zwei Formen der Parodonditis: Die erste, die Parodontitis apicalis, ist an der Wurzelspitze (wir sagen: am „Apex“) von Zähnen zu finden. Diese Form plagt die allermeisten Patienten, die im Notdienst landen. Die zweite Form ist am Zahnfleischrand (am „Margo“) lokalisiert: Parodontits marginalis.

Parodontitis, also die zweite, randständige Version, ist zuzeit in aller Munde. Gibt es in unseren Breitengraden eigentlich Menschen, die noch keine Zahnfleischrandentzündung besitzen und – wenn ja – wie kommen diese Menschen dazu? Wie kann man dieses wichtige Erkennungszeichen, welches die Zugehörigkeit zum erlauchten Kreise der Hochzivilisation eindeutig dokumentiert, erhalten, wenn man noch zur spärlichen Randgruppe der Non-Parodontitis-Träger gehört, also weder unter Zahnfleischbluten, noch unter gelockerten Zähnen, Mundgeruch oder Zahnausfall leidet?

Weichgespülte Ernährung und Pflegepfusch

Das Wichtigste zuerst: Vermeiden Sie harte Kost! Denken Sie daran – bei „Al Dente“ handelt es sich nicht um eine banale Kochanleitung, sondern in Wirklichkeit um den Anführer einer geheimen Organisation geltungssüchtiger Archäologen, die nur an einer großen Zahl möglichst komplett bezahnter Schädelartefakte interessiert sind. Harte Kost verhindert Zivilisationsgebisse, weil durch harte Kost auf perfide Art und Weise der Knochen trainiert wird.

Harte Kost erkennen Sie leicht und zuverlässig mit dem Fingerdrucktest: Kost, die ich mit zwei Fingern nicht mit Leichtigkeit zusammendrücken kann, wird meine Kaumuskulatur zu sehr fordern und mir bei häufiger und unbedachter Anwendung die Bildung der für das erstrebte Zivilationsgebiss wichtigsten Accessoires verhindern: Hübsche, tiefe Zahnfleischtaschen, in denen sich unbemerkt geruchsintensiver Speiseschlick sammeln kann. Um jedoch wirksam zivilisierte Gebissspuren zu hinterlassen, sind Zahnfleischtaschen die conditio sine qua non. Doch eins nach dem anderen.

Der Zahnfleischzauber

Eine moderne Tasche aus Zahnfleisch ist kein Hexenwerk. Sie ist aber nicht auf die Schnelle, gewissermaßen von heute auf morgen, zu bekommen. Hierzu bedarf es schon eines wohlüberlegten, langjährigen Trainings mit „moderner Kost“ und einiger kontinuierlich durchgehaltener Pflegetricks. Weich und möglichst nachgiebig sollte die Kost schon sein, Kaumuskeln sollten bei der Verwertung vor intensiver Kraftanstrengung weitestgehend verschont bleiben, dann kommen sie aber zuverlässig mit Garantie, die ersehnten Taschen. Und sie kommen, um zu bleiben: Zahnfleischtaschen zeichnen sich in der Regel durch eine hohen Grad von Treue aus.

Taschen gelten übrigens erst dann als „echte Taschen“, wenn Taschen eine Mindesttiefe von 4 Millimeter aufweisen. Wer lediglich Taschentiefen zwischen 1 und 3 Millimeter sein eigen nennt, arbeitet zweifelsfrei an einem archäologisch fehlerfreiem Gebiss und gilt in zivilisierten Kreisen schnell als mundgeruchsloser Simulant, „Flachtaschenträger“ oder gar Zivilisations-Verräter. Sind 6 Millimeter endlich erreicht (oder auch mehr), dann kann es olfaktorisch bedingt vorübergehend recht einsam werden. Soziale Kontakte schwinden zunächst, aber: Der Bekanntenkreis wird lediglich wechseln. Nach einer Übergangszeit darf sich der erfolgreiche Tieftaschenträger einen bunt erweiterten Kreis neuer, freundlich anmutender Sozialkontakte erhoffen: Zahntechniker, prothetikzuschussausrechnende Krankenkassenmitarbeiter, druckstellensalbenverkaufende Apotheker und viele andere skurille Zeitgenossen, die vor wenigen Jahrhunderten noch viel anstrengenderen Tätigkeiten nachgehen mussten.

Die Belohnung für die erfolgreich erworbene Kollektion moderner Zahnfleischtaschen besteht aus erfolgreich aufgeweichtem Kieferknochen, sodass Extraktionen von lästig und unmotiviert daherwackelnden Zähnen wesentlich eleganter von der Zange gehen. Die Erklärung ist so einfach wie plausibel: Harte Kost verhindert die Knochenerweichung. Für die, die es ganz genau wissen wollen: Harte Kost aktiviert über ein Zugkraft-System (ja, es sind die berühmten „Sharpey´schen Fasern“) in der Alveole die revolutionäre Fraktion der Osteoblasten. Bei eintrudelnder Zugkraft via harter Kost produzieren diese Biester ungefragt Knochensubstanz und mauern nicht nur den Zahn unverschämt kräftig ein, sondern sorgen auch dafür, dass sich keine Kollektion moderner Zahnfleischtaschen etablieren kann.

Zahnfleischtaschen: Jetzt auch mit Geruchs-Inlay

Doch was soll eine Tasche, die leer ist? Kommen wir also zur Füllung der Zahnfleischtasche: geruchsintensiver Speiseschlick. Für die erfolgreiche Bildung und Ansammlung von aromatischem Speiseschlick ist eine glatte Zahnoberfläche eher hinderlich. Eine rauhe Oberfläche der Zähne dagegen sehr hilfreich. Die von Natur aus glatte Oberfläche, an der so gut wie nichts haften bleibt, in eine rauhe Oberfläche zu verwandeln, mag auf den ersten Blick mühsam erscheinen, ist in der Praxis aber bequem zu bewerkstelligen, wenn anstelle von mittelalterlicher Drahtbürsten und Schleifpapier geeignete und moderne Abbeiz-Flüssigkeiten Verwendung finden. Bester Klettverschluss: Süß-Getränke – damit auch Zahnbeläge ausreichend Haftung finden!

Verwenden Sie hierzu Getränke, die Phosphorsäure enthalten, um den lästigen, bakterienhemmenden, glitschigen Mukopolysaccharidschutz, der jeden Zahnschmelz serienmäßig umgibt, abzubeizen. Erst durch kontinuierliches Aufrauhen der Schmelzoberfläche mit Abbeiz-Flüssigkeiten, die einen pH-Wert von unter 2,5 besitzen, ermöglichen Sie, dass sich Speisereste wie von Geisterhand mit einem praktischen Klett-Verschluss an die vormals noch aalglatte Zahnoberfläche, nun aber zuverlässig aufgerauhten Fläche haften und dass Bakterien in einer erforderlichen Populationsgröße satt werden.

Jetzt erst können die Bakterien ihre fröhliche Tätigkeit effektiv aufnehmen. Vermeiden Sie durch den gewissenhaften Gebrauch von Phosphorsäure, dass die possierlichen Einzeller nicht schon beim ersten Versuch, die weiße Steilwand des Zahnes zu erklimmen, unmotiviert abglitschen. Im Handel erhältlich sind konfektionierte Phosphorsäurezubereitungen anwenderfreundlich gesüßt und als „Cola-Getränke“ überall günstig zu erwerben. Denken Sie daran: Ob Süßstoff oder Zucker – das ist für einen gelungenen Aufrauhprozess unerheblich. Auf die Phosphorsäure ist Verlass.

Der Prioritäten setzen: Konsistenz vor Geschmack

Verwenden Sie stets konfektionierte Nahrung, weil hier nicht nur ab Werk für zivilisationsgerechte Weichheit, sondern auch via Zuckerzusatz für eine Extraportion Schub für die wichtige orale Helfergarde gesorgt ist. Wenn Sie aus Gründen auf den Genuss konfektionierter Nahrung verzichten wollen (oder gar müssen), denken Sie bei der Nahrungszubereitung stets daran, dass Konsistenz stets vor Geschmack geht. Der für die Knochendegeneration und Zahnfleischtaschenbildung so wichtige Grad zuverlässiger Weichheit wird streng durch die Art und Weise der Zubereitung bestimmt. Hierzu kann ein handelsüblicher Schnellkochtopf (30min Garungszeit bei 120Grad) gute Dienste leisten: So lassen sich nahezu sämtliche Speisen zuverlässig zu streichfähiger Konsistenz verwandeln.

Meiden Sie faserreiche Kost, wie z. B. rohe Möhren. Sie werden zwar von larvierten Archäologen immer wieder beworben, sind aber nicht nur Gift für das erfolgreiche Erwerben eines zivilisationsgerechten Gebisses, sondern wirken darüberhinaus aus konjunktureller Sicht hochgradig kontraproduktiv. Rohe Möhren gelten als BIP-negativ, weil durch ihren leichtfertigen Gebrauch viele Umsatzchancen in zahlreichen Wirtschaftsbereichen fahrlässig vermieden

Meiden Sie sogenannte „Plaque-Färbe-Tabletten“. Sie hängen in jedem Drogeriemarkt unschuldig herum und warten auf ihren Einsatz. Plaque-Färbe-Tabletten zeigen bei sachgemäßer Anwendung die Ansammlung von Speiseschlick schon bei geringster Schichtdicke und könnten allein aus ästhetischer Motiven heraus kurzfristig zu übertriebener Zahnpflege verleiten. Langfristig nützen diese Färbemittel genauso wie harte Kost nur der Archäologie, gefährden dabei gleichzeitig aber den Umsatzrückgang der gesamten Dentalbranche und setzen somit letzendlich die Existenz vieler Zahnarztpraxen aufs Spiel.

Vermeiden Sie es, sich abends vor dem Zubettgehen nach dem Zähneputzen mit einem Esslöffel Öl für eine Minute den Mund zu spülen, um damit auf äußerst wirksame und preiswerte Art die Anzahl lipophiler Keime in der Mundhöhle zu reduzieren. Nein, nicht für 30 Minuten – das nennt sich „Ayurveda“ und soll laut Aussagen zitierter Glaubensanhänger den Körper „entgiften“. Auch wenn es zunächst plausibel klingen mag, weil man in der Zeitspanne von 30 Minuten verhindert ist, eine Currywurst zu essen, überlassen wir die näheren Erklärungsmuster den Herrschaften dort drüben, die lächelnd mit der Klangschale unterwegs sind.

Kenne deinen Feind

Taschenfreie Mitmenschen handeln aus streng egoistischen Motiven. Sie haben weder Mundgeruch noch ein Herz für possierliche Taschenbewohner oder Hersteller von Implantatsystemen. Sie gönnen den kleinen Tierchen kein Obdach. Sie sind egoistisch und essen einfach harte Kost, trainieren dabei Kaumuskeln und fördern somit die Knochenbildung am Zahnfleischrand. Ja! Knochenbildung am Zahnfleischrand! Wenn da ein starker Knochen herrscht, bekommen die Zahnfleischtaschenbauer keine Chance.

Osteoblasten heißen die Herren der Knochenbauergilde, die mit ihrer umtriebigen Bautätigkeit dafür sorgen, dass der Kieferknochen dick und stark bleibt. Stur sorgen Osteoblasten dafür, dass Zähne noch nicht einmal von Archäologen aus dem Kiefer gezogen werden können, weil sie so fest darin eingemauert sind. Osteoblasten sind überall dort zu treffen, wo harte Kost für Zugkräfte sorgt. Zugkraft lässt sie geradezu frohlocken – und sofort den Zement anrühren. Dort, wo harte Kost vorherrscht, sind Zahnfleischtaschen und Zahnlockerungen unbekannt. Womit wir bei der Frage gelandet sind, ob sich Parodontits vermeiden lässt: Ja, zum Leidwesen von Zahnärzten ist das leider möglich. Viel zu gut sogar.

Taschenfreie Mitmenschen, die sich nicht nur durch lebenslang festes Zahnwerk, sondern beiläufig auch durch Mundgeruchsfreiheit kennzeichnen, verraten sich durch ihre Vorliebe für harte Kost, z.B. Schwarzbrot mit betonähnlicher Kruste. Harte Kost, als das Trainingsgerät für ihre Kaumuskulatur, starken Kieferknochen und festes Zahnwerk – sie ist einer der Gründe für lebenslange Zahngebundenheit und Abwesenheit moderner, zivilisierter Zahnfleischtaschen.

Bevor ich es vergesse: das Thema Zahnpasta …

Kaufen Sie sich keine gewöhnliche Zahnpasta für 1.50 Euro die Tube. Kaufen Sie stattdessen lieber Hydroxyl-Apatit in Tuben. Das ist zwar sauteuer, klingt aber gut und ist laut Studie von Prof. Ganß (Marburg) völlig sinn- und nutzlos („Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass fluoridfreie Hydroxyl-Apatit-Produkte unter kariogenen Bedingungen effektiv sind“). Aber, um nichts dem Zufall zu überlassen, denken Sie daran: Ein gründlich zivilisiertes Gebiss benötigt supportiven Unterbau – und somit auch auf der geschäumten Seite eine zivililationsgerecht wirkende Pflegeserie.

Wegen Finanznot: Krankenkassen fordern „Akuttherapie“

Die gesetzliche Krankenversicherung steckt tief in den roten Zahlen. Der GKV-Spitzenverband schlägt Alarm und verlangt unter anderem einen sofortigen Stopp des Honoraranstiegs.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) fordert wegen der kritischen Finanzlage der Krankenkassen Sofortmaßnahmen durch die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). „Es braucht jetzt eine Akuttherapie, denn sonst gehen zum nächsten Jahreswechsel die Krankenkassenbeiträge durch die Decke“, warnte die GKV-Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer in der „Rheinischen Post“. Allein in den vergangenen drei Monaten hätten acht Kassen ihre Zusatzbeiträge erhöht.

Kurzfristig hält Pfeiffer noch vor der Sommerpause ein Vorschaltgesetz für notwendig, mit einem Ausgabenmoratorium für sämtliche Leistungsbereiche, um die Beitragssätze stabil zu halten. „Mit anderen Worten: Keine Preis- oder Honorarerhöhungen mehr, die über die laufenden Einnahmen hinausgehen“, forderte die GKV-Vorstandschefin. Das Moratorium müsse so lange gelten, bis durch geeignete Strukturreformen Einnahmen und Ausgaben wieder in ein Gleichgewicht gebracht worden seien.

Ministerin will nicht auf Reformkommission warten

Mit Blick auf die weitere Zusammenarbeit mit der neuen Bundesregierung zeigte Pfeiffer sich optimistisch. „Die ersten Signale der Ministerin, dass sie die grundlegenden Probleme der GKV rasch und im Dialog mit der Selbstverwaltung angehen möchte, begrüßen wir sehr.“

Warken hatte in ihrer ersten Rede als Ministerin im Bundestag erklärt, wegen der kritischen Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherungen nicht nur auf vorgesehene Kommissionsvorschläge warten zu wollen. Es werde „nicht ohne kurzfristige Maßnahmen gehen“, sagte die CDU-Politikerin. Die gesetzlichen Krankenkassen hatten 2024 ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro verbucht. Union und SPD haben vereinbart, dass eine Reformkommission zur Krankenversicherung bis 2027 Vorschläge machen soll.

Klingbeil kündigt grundlegende Reformen an

„Grundlegende und mutige Strukturreformen“ hat unterdessen Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) angekündigt. In der Pflege und bei der Rente müsse gegengesteuert werden, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es sei der neuen Regierung klar, „dass wir hier stabilisieren müssen. Aber wir können die Probleme nicht dauerhaft einfach nur mit immer mehr Steuergeld kitten.“

Die „Fleißigen“ sollten sich auf einen starken Sozialstaat verlassen können, betonte Klingbeil. „Deshalb sollten wir ein bisschen kreativer sein, als nur zu fordern, dass die Menschen einfach länger arbeiten oder Leistungen im Gesundheitswesen gestrichen werden.“

 

Von der Zahnreinigung direkt in die Notaufnahme

Eine Frau in ihren Dreißigern ohne relevante Vorerkrankungen lässt eine Zahnreinigung durchführen. Kurz nach Beginn der Maßnahme erlebt sie einen plötzlich einsetzenden, reißenden Schmerz im Kiefer und muss in die Notaufnahme eingewiesen werden. Der Fallbericht aus der Türkei wurde im JAMA veröffentlicht.


Die Zahnreinigung zählt zu den elementaren Maßnahmen zur Vermeidung von Karies und Paradontitis. Emphyseme im Weichgewebe des Kiefers ist eine Komplikation. Selten breitet sie sich bis in den Brustkorb aus (Symbolbild).

Die Zahnreinigung wird mit einem Hochdruckstrahl aus Wasser, Luft und Reinigungspulver durchgeführt. Nach dem Schmerzereignis schwellen das gesamte Gesicht der Patientin, ihr Halsbereich und ihr Brustkorb an. Die Frau klagt zudem über ein Engegefühl in der Brust und Dyspnoe.
In der Annahme einer anaphylaktischen Reaktion verabreichen die Behandelnden sofort Pheniramin und Methylprednisolon, doch die Schwellungen sind progredient, so dass die Patientin schließlich als Notfall in eine Klinik überwiesen wird.

Bei der Aufnahme in der Notaufnahme imponieren die Schwellungen und palpable Krepitationen über dem Thorax, im Halsbereich und periorbital. Der Blutdruck liegt bei 110/70 mmHg, der Puls bei 130/min und die Atemfrequenz bei 25/min. Die Sauerstoffsättigung ist mit 92 Prozent erniedrigt.

Die Frau erhält eine ganze Reihe Medikamente:

  • Sauerstoff: 6 l/min
  • Dexamethason 8 mg i.v.
  • Paracetamol 1000 mg i.v.
  • Salbutamol (2,5 mg), Budesonide (1g) und Ipratropium bromid 0,5 mg via Vernebler

Bildgebende Untersuchungen (Röntgenaufnahme des Brustkorbs und Computertomografie) offenbaren schließlich Luftansammlungen im Unterhautgewebe von Gesicht und Hals sowie in den Weichteilschichten des Halses und im Mediastinum.

Die Behandelnden stellen die Diagnose eines Pneumomediastinums und subkutanen Emphysems.

Aufnahme in die Thoraxchirurgie

Die Patientin wird zur Beobachtung in die Thoraxchirurgie überwiesen. Unter Sauerstoffgabe (6 l/min) und NSAR (Dexketoprofen) kommt es nach und nach zu einem Rückgang der Luftansammlungen, wie man in täglichen Röntgenaufnahmen sehen kann. Am vierten Tag des Aufenthaltes kann sie schließlich nach Hause entlassen werden. Ihr wurde geraten, in Zukunft bei der Zahnreinigung auf die Verwendung von Hochdruckreinigung mit Wasser und Luft zu verzichten.

Pneumomediastinum: Selten nach Zahnreinigung

Ein Pneumomediastinum ist definiert als das Vorhandensein freier Luft im Mediastinum. Es kann spontan oder sekundär infolge von Traumata, medizinischen Eingriffen (z. B. Bronchoskopie, Endoskopie, Zahnbehandlungen), thorakalen Operationen, pulmonalen Grunderkrankungen (wie Asthma oder COPD) oder Infektionen (z. B. Keuchhusten, Tuberkulose, Mycoplasma pneumoniae, COVID-19, Influenza) auftreten.

Ein spontanes Pneumomediastinum ist häufig mit Aktivitäten verbunden, die den intrathorakalen Druck akut erhöhen, etwa durch Husten, Niesen, Erbrechen, körperliche Anstrengung oder den inhalativen Konsum von Substanzen wie Tabak, Shisha, Kokain oder Methamphetamin.

Insbesondere in der Zahnmedizin können Hochdruckgeräte wie Air-Polisher, luftgetriebene Bohrer oder Wasser-Luft-Spritzen durch mikroskopisch kleine Schleimhautläsionen Luft in subkutane oder mediastinale Gewebe einbringen und so ein Pneumomediastinum verursachen. Solche Fälle sind selten, treten jedoch vermehrt bei längeren Eingriffen mit Druckluftwerkzeugen, bei Patienten mit Bindegewebserkrankungen, chronischer Kortikosteroidtherapie oder bei operativer Entfernung von Weisheitszähnen auf. Ein zusätzliches Risiko besteht bei der direkten Einleitung von Luft in gingivale Taschen oder offene Wunden.

Die Therapie erfolgt konservativ

Die Therapie erfolgt in der Regel konservativ. Hochdosierte Sauerstoffgabe kann die Resorption der Luft beschleunigen, indem sie die alveoläre Sauerstoffkonzentration erhöht und so einen Diffusionsgradienten zur Verdrängung des Stickstoffs im Mediastinum schafft. Zusätzlich werden Analgetika, Bettruhe und die Vermeidung intrathorakaler Druckspitzen für mindestens eine Woche empfohlen. Eine tägliche Bildgebung zur Verlaufskontrolle wird angeraten.

 

Originalpublikation:
Ulas AB, Aydin Y, Egilmez MZ. A Woman With Facial, Neck, and Chest Swelling During Dental Cleaning. JAMA. Published online May 14, 2025. doi:10.1001/jama.2025.5587