Das Fluorid-Dilemma: Intelligenz oder Karies?

Fluoride sind der Goldstandard im Kampf gegen Karies – doch gerade bei Neugeborenen besteht Sorge, dass sie sich auf die Intelligenz auswirken könnten. Eine neue Metaanalyse hat das nun untersucht.

Nach der Geburt eines Kindes zählt in Deutschland und vielen weiteren Ländern die prophylaktische Gabe von Fluorid in Form einer täglichen Tablette oder über die Zahnpasta 2x täglich zum Goldstandard. Fluorid soll dabei vor allem die ersten Zähnchen schützen und eine frühe und dann meist chronische Infektion mit Kariesbakterien vermeiden. Da Fluoride, die Salze der Fluorwasserstoffsäure, aber nicht nur auf dem Zahnschmelz, sondern auch auf der Mundschleimhaut, im Magen-Darm-Trakt und schließlich im ganzen Körper landen, stellt sich unweigerlich die Frage nach potenziellen Nebenwirkungen.

Schmilzt der Goldstandard?

Kyla Taylor und ihr Team wollten an dieser Stelle Wissenslücken schließen und konzentrierten sich im Rahmen ihrer Metaanalyse vor allem auf mögliche Assoziationen zwischen einer verhältnismäßig hohen Fluorid-Exposition und den Intelligenzquotienten (IQ) exponierter Kinder. Auf Grundlage einer systematischen Literaturrecherche identifizierten sie insgesamt 74 Querschnitts- und prospektive Kohortenstudien.

Die wichtigsten Einschlusskriterien umfassten die Untersuchung von Assoziationen zwischen Fluorid-Exposition und kindlichem IQ, Details zum Ausmaß der Exposition, sowie den Bericht von Effektgrößen. Des Weiteren orientierte sich das Forscherteam an den gängigen Leitlinien zur Verfassung systematischer Reviews und Metaanalysen und griff u. a. auf ein Risk-of-Bias-Tool zur Beurteilung der Studienqualitäten zurück.

Mit einer Anzahl von 64 handelte es sich bei den meisten Untersuchungen um Querschnittsstudien, 45 Publikationen stammten aus China und 52 Arbeiten hatten ein auffällig hohes Bias-Risiko. Trotz dieser und weiterer möglicher methodischer Einschränkungen zeigte sich ein dosisabhängiger inverser Zusammenhang zwischen einer hohen Fluorid-Exposition und dem IQ. Die Exposition wurde dabei entweder als Konzentration von Fluoriden im Trinkwasser oder in Urinproben gemessen.

 

Im erstgenannten Fall ließ sich die umgekehrte Assoziation beispielsweise bei Konzentrationen von 4 mg/l und auch noch bei 2 mg/l nachweisen. Und auch unter Berücksichtigung der Urinkonzentrationen blieb der beunruhigende Zusammenhang bis zu einer Konzentration von 1,5 mg/l bestehen. Je nachdem, ob die Forschergruppe Studien mit hohem oder niedrigem Bias-Risiko betrachtete, führte die Exposition zu einer relativen Verringerung des IQs von 1,63 oder 1,14 Punkten.

Karies als Alternative zur IQ-Abnahme?

Sollten sich Eltern deshalb nun Sorgen um die Intelligenz ihrer Kinder machen oder sogar ganz auf diese Art der frühen Kariesprophylaxe verzichten? Ein kritischer Blick auf diese Metaanalyse ist sicher angebracht. Denn schließlich gibt es eine große Heterogenität und ein nicht unerhebliches Bias-Risiko bei den überwiegend in China durchgeführten Studien.

Darüber hinaus wurden überwiegend hohe Konzentrationen untersucht, die wahrscheinlich nicht mit den Dosen durch beispielsweise unsere „deutsche“ Prophylaxe nach Empfehlungen der Zahnärzte erreicht werden können. Und was ist die Alternative? Karies bei Babys im Alter von 10 Monaten?

Arbeiten dieser Art sind immer wichtig, um gängige Vorgehensweisen überprüfen, hinterfragen und bei Bedarf optimieren zu können. Dennoch empfehlen sich weitere prospektive Studien mit guter methodischer Qualität und einer vergleichbaren Operationalisierung von Exposition und IQ-Messung. Bis dahin könnt ihr besorgte Eltern beruhigen – denn vermutlich ist ein IQ-Punkt weniger doch deutlich harmloser als ständige schmerzhafte Zahnarztbehandlungen.

Quellen: 
Taylor, Kyla W. et al. Fluorid Exposure and Childrens IQ Scores, JAMA, 2025. doi: 
10.1001/jamapediatrics.2024.5542

Hederson, Jennifer. High Fluoride Exposure Linked to Lower IQ-Levels in KidsMedpagetoday, 2025.

Hinweis der Bundeszahnärztekammer: https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/b16/Hinweise_fuer_Eltern_ecc.pdf

Demenz ade dank grünem Tee?

Gegen Demenz ist bisher noch kein Kraut gewachsen – oder doch? Welche positiven Effekte das Trinken von Kaffee und Tee auf das alternde Gehirn hat, haben Forscher jetzt genauer untersucht.

Etwa 1,7 Millionen Deutsche im Alter über 65 leben mit Demenz. Das ist nicht nur für Betroffene und Angehörige eine Belastung, sondern auch für Ärzte und Krankenkassen. Zwar gibt es Therapieoptionen, diese können das Fortschreiten einer Demenz jedoch lediglich verlangsamen und nicht stoppen. Eine gute Prävention ist daher umso wichtiger. Doch wie sieht diese aus?

Eine gesunde Ernährung

Es ist die alte Leier: Eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung können das Risiko für die Entstehung von (füge hier beliebige Krankheit ein) reduzieren. Dazu gehören der regelmäßige Sport, gesunde Öle, viel Gemüse – alles andere in Maßen, nicht in Massen. Doch geht es nicht ein wenig konkreter?

Eine aktuelle Studie hat sich jetzt unsere liebsten Heißgetränke vorgeknöpft: Kaffee und Tee. Diese enthalten nämlich Inhaltsstoffe, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Kaffee enthält etwa das Antioxidans Chlorogensäure, grüner Tee hingegen Epigallocathechingallat, das eine mögliche neuroprotektive Wirkung hat. Die Wissenschaftler wollten jetzt herausfinden, ob diese Eigenschaften auch den Alterungsprozess des Gehirns positiv beeinflussen können. Das Altern ist nämlich einer der größten Feinde unseres Gehirns: Es begünstigt das Entstehen von Läsionen in der weißen Substanz sowie von Atrophien, die beide mit Demenz assoziiert werden.

Kaffee oder Tee, das ist hier die Frage

Um den Einfluss der Heißgetränke auf das Altern des Gehirns zu untersuchen, fokussierten sich die Forscher auf das Volumen des Hippocampus, des gesamten Gehirns sowie von Läsionen in der weißen Substanz. Dazu untersuchten sie MRT-Bilder von fast 9.000 Tee- oder Kaffeetrinkern über 65.
Kaffee schloss in Sachen Demenz-Prävention eher schlecht ab: Wie wenig oder viel Kaffee die Studienteilnehmer in ihrem Alltag konsumierten, hatte keinen nachweisbaren Einfluss auf das Volumen des Gehirns oder der Läsionen.

Ganz anders sieht es jedoch beim grünen Tee aus: Die Wissenschaftler fanden eine signifikante Korrelation zwischen konsumiertem grünen Tee und dem Volumen von Läsionen in der weißen Substanz. Je mehr grünen Tee die Teilnehmer in ihrem Alltag tranken, desto weniger Läsionen wiesen diese auf. Doch wie könnte Tee die weiße Substanz schützen?

Guter Ruf aus gutem Grund

Bereits in der Vergangenheit konnten positive Effekte von grünem Tee auf den Blutdruck belegt werden. Die Autoren der aktuellen Studie argumentieren, dass dies eine mögliche Ursache sein könnte, da Hypertonie eine häufige Ursache für Läsionen ist. Weiter nennen sie auch die antiinflammatorischen und antioxidativen Wirkungen von Catechinen in grünem Tee als mögliche Einflussfaktoren sowie eine mögliche neuroprotektive Wirkung von Epigallocathechingallat.

 

Die positiven Effekte waren jedoch nur bei Teilnehmern zu verzeichnen, die keine Träger des ApoE ε4 Allels waren oder unter Depressionen litten. Die Autoren argumentieren, dass beides starke Risikofaktoren für das Auftreten von Demenz sind und grüner Tee daher in diesen Fällen keine effektive Prävention darstelle.

Wie effektiv die Prävention sein kann, bestimmen auch andere Faktoren: Die Konzentration pflanzlicher Wirk- und Inhaltsstoffe kann nämlich sowohl je nach Tee-Qualität als auch abhängig vom Brüh-Prozess variieren. Insgesamt belegen allerdings bereits viele Studien die positiven Effekte von grünem Tee. Ein Tässchen pro Tag kann euch und euren Patienten also ohnehin nicht schaden – ob es nun vor Demenz schützt oder doch „nur“ den Blutdruck reguliert.

Quellen:

Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2023. 

Shibata, S. et al. Green tea consumption and cerebral white matter lesions in community-dwelling older adults without dementia. Npj Science Of Food, 2025. doi: 10.1038/s41538-024-00364-w

Darmkrebs: Mut zur Milch?

Das Risiko für Darmkrebs lässt sich mit gesunder Ernährung reduzieren. Welche Rolle Milchprodukte und insbesondere Kalzium hierbei spielen, hat eine Studie untersucht. Sollten Ärzte zum Glas Milch raten – oder ist das alles Quark?

 

Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung. 

Schon lange ist bekannt, dass eine gesunde Ernährung vor Darmkrebs schützt. In einer aktuellen Studie ging der Konsum von Milch und Milchprodukten mit einer besonders guten Schutzwirkung einher. Vermutlich liegt es am Kalzium. Wie sind die Studienergebnisse einzuordnen?

 

Platz 3 der Krebsarten

Darmkrebs, auch als kolorektales Karzinom bezeichnet, ist die dritthäufigste Krebserkrankung weltweit. Mehr als 1,9 Millionen Menschen erkrankten 2022 daran. Die höchsten Inzidenzraten findet man in Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Japan. Bemerkenswert ist, dass sich die Darmkrebsraten von Migranten aus Entwicklungs- und Schwellenländern in nur etwas mehr als einem Jahrzehnt an die Raten des Gastlandes anpassen.

Dieser Umstand deutet darauf hin, dass Ernährung und Lebensstil eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung von Darmkrebs spielen. Die International Agency for Research on Cancer (IARC) klassifizierte bereits vor Jahren alkoholische Getränke und stark verarbeitetes Fleisch (z.B. Bockwurst, Kochschinken, Corned Beef, Fleischwurst, Salami etc.) als krebserregend (Gruppe 1), sowie Fleisch vom Rind-, Schwein-, Lamm-, Ziege und Wild – so genanntes rotes Fleisch – als wahrscheinlich krebserregend (Gruppe 2A).

Wissenschaftliches Großprojekt

Basierend auf den Daten der Million Women Studie (MWS) untersuchte ein Team von Wissenschaftlern den Einfluss von 97 Nahrungsmitteln bzw. Nährstoffen auf das Darmkrebsrisiko. An der MWS nahmen zwischen 1996 und 2001 ca. 1,3 Millionen Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren teil, das waren 53 % aller Frauen dieser Altersgruppe. Vollständige Datensätze lagen von 542.778 Teilnehmerinnen vor. In der mittleren Nachbeobachtungszeit von 16,6 (± 4,8) Jahren traten insgesamt 12.251 neue Fälle von Darmkrebs in dem Teilkollektiv der MWS auf (2,26 %). Die Forscher hatten die wöchentlichen Verzehrmengen in Quintile aufgeteilt; das unterste Segment diente als Referenzwert.

Von den 97 untersuchten Ernährungsfaktoren waren 15 mit einem verminder-ten und zwei mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko assoziiert (False Discovery Rate < 0,009). Für die übrigen Nahrungsfaktoren wurden keine Zusammenhänge mit dem Darmkrebsrisiko gefunden. Die Studie wurde Anfang Januar 2025 in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

Kalzium-Power entscheidend

Der stärkste protektive Effekt zeigte sich für eine hohe Kalziumzufuhr. Das relative Risiko (RR), eine Darmkrebserkrankung zu entwickeln, verminderte sich um 17 % pro 300 mg Kalziumaufnahme am Tag (RR = 0,83; 95 % KI 0,77 – 0,89; p < 0,0000001). Teilnehmer im untersten Quintil hatten 828 mg Kalzium konsumiert, in dieser Gruppe gab es 2.533 Darmkrebsneuerkrankungen. Im obersten Quintil waren es 1.126 mg und 2.394 Neuerkrankungen. Der zusätzliche Nutzen von einer noch höheren Kalziumzufuhr pro Tag blieb in der aktuellen Arbeit unklar.

Einen ebenfalls schützenden Effekt hatte der Konsum von Trinkmilch (minus 14 % pro 200 ml am Tag), der Verzehr von Joghurt (minus 8 % pro 50 g am Tag) sowie von vier weiteren milchbezogenen Faktoren wie Riboflavin (minus 17 % pro 1 mg am Tag), Magnesium (minus 16 % pro 100 mg am Tag), Kalium (minus 11% pro 1.000 mg am Tag) und Phosphor (minus 16 % pro 300 mg am Tag). Alle beobachteten Effekte waren signifikant mit der Kalziumzufuhr assoziiert und zeigten eine dosisabhängige Wirkung.

Im Gegensatz zu früheren Studien war die schützende Wirkung von Milch und Kalzium in der MWS deutlich stärker ausgeprägt. Wurde der Effekt von Kalzium statistisch herausgerechnet, war die protektive Wirkung der Milch sowie der Milchprodukte deutlich geringer. Dies galt auch für die Milchbestandteile Vitamin B2 (Riboflavin), Magnesium, Kalium und Phosphor. Die Autoren kommen deshalb zu dem Schluss, dass die Schutzfunktion von Milch, Joghurt sowie der Milchinhaltsstoffe größtenteils, wenn nicht sogar vollständig, auf Kalzium zurückzuführen ist.

Komplexer Wirkmechanismus

Für den protektiven Effekt von Kalzium bzw. Milch und Joghurt auf das Darmkrebsrisiko gibt es zahlreiche Erklärungsansätze: So gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Kalzium sowohl Gallensäuren als auch freie Fettsäuren im Dickdarm bindet und so deren krebsförderndes Potenzial verringert. In tierexperimentellen Studien konnte überdies gezeigt werden, dass hohe Kalziumkonzentrationen die Durchlässigkeit der Mukosa vermindern und dadurch die Epithelzellen vor dem Kontakt mit krebsfördernden Substanzen schützen. Darüber hinaus gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Kalzium die Apoptose geschädigter Epithelzellen beschleunigt, den Austausch krankhafter Darmepithelzellen fördert und oxidative DNA-Schäden in den Epithelzellen reduziert.

Des Weiteren zeigen Laboruntersuchungen, dass Kalzium vermutlich auch das Auftreten von KRAS-Mutationen in den Darmepithelzellen vermindert und dadurch einem unkontrollierten Zellwachstum vorbeugt. In Tiermodellen konnte schließlich gezeigt werden, dass weitere Inhaltstoffe der Milch wie z.B. konjugierte Linolsäure (CLA), Buttersäure und Sphingomyelin eine chemisch induzierte Karzinogenese abschwächen können.

Rolle von Kalzium-Supplementen unklar

Widersprüchliche Ergebnisse liegen allerdings für die Wirkung von Kalzium-Supplementen auf das Darmkrebsrisiko vor. Während eine Metaanalyse auf der Basis von sechs Kohortenstudien aus dem Jahr 2014 ein um 9 % verringertes Darmkrebsrisiko je 300 mg Kalziumaufnahme pro Tag fand, zeigte eine randomisierte Vergleichsstudie bei 36.282 postmenopausalen Frauen aus dem Jahr aus 2006 keinen protektiven Effekt bei täglicher Einnahme von 1.000 mg Kalzium in Verbindung mit 40 μg Vitamin D3 über einen Beobachtungszeitraum von sieben Jahren.

Ballaststoff-Bodygards

Die Schutzwirkung der übrigen untersuchten diätetischen Faktoren war deutlich schwächer ausgeprägt als die von Kalzium und Trinkmilch. Hervorzuheben sind die protektiven Effekte von Vollkornprodukten (RR = 0,90), Frühstückscerealien (RR = 0,93), komplexen Kohlenhydraten wie z.B. Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Wurzelgemüse (RR = 0,89) sowie Obst (RR = 0,90), die nach Ansicht der Autoren in erster Linie auf den hohen Ballaststoffgehalt dieser Lebensmittel zurückzuführen sind.

 

Nach Auffassung der Wissenschaftler führt der hohe Anteil an quellfähigen Pflanzenfasern zu einer Vergrößerung des Stuhlvolumens sowie zu einer Verringerung der Verweildauer des Nahrungsbreis im Verdauungstrakt. Durch die Verkürzung der Transitzeit reduziert sich auch die Expositionsdauer von krebsfördernden und krebsauslösenden Substanzen im Dickdarm. Darüber hinaus sind Ballaststoffe in der Lage, Schadstoffe zu binden und in ihrer Wirkung zu neutralisieren.

Nicht zuletzt weisen die Forscher darauf hin, dass zahlreiche Ballaststoffe durch die intestinale Mikrobiota zu kurzkettigen Fettsäuren fermentiert werden, die den pH-Wert im Dickdarm herabsetzen. Das verhindert die Umwandlung von primären zu sekundären Gallensäuren, die ihrerseits die Zellproliferation fördern können.

Dilemma an der Fleischtheke

Der Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch ist hingegen mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Für rotes und verarbeitetes Fleisch stieg das relative Risiko um 8 % pro 30 g am Tag (RR = 1.08; 95 % KI 1,03 – 1,12; p< 0,01). Diese Ergebnisse stehen in Einklang mit dem vom World Cancer Research Fund (WCRF) im Jahr 2018 veröffentlichten Review, wenngleich die relative Risikoerhöhung mit 12 % (WCRF) vs. 29 % (MWS) pro 100 g verzehrtem Fleisch am Tag etwas weniger als halb so groß ist. Beiden Studien gemeinsam ist auch der stärker ausgeprägte Zusammenhang zwischen dem Verzehr von verarbeitetem Fleisch und der Entwicklung von Darmkrebs im Vergleich zum Verzehr von rotem Fleisch.

Vielfältige Wirkungen

Für den krebsfördernden Effekt von rotem und verarbeitetem Fleisch führen die Forscher folgende Erklärungen an: So wird vermutet, dass Häm-Eisen die Bildung von N-Nitroso-Verbindungen (Nitrosamine) katalysiert, die für ihre karzinogene Wirkung bekannt sind. Nitrosamine entstehen, wenn Nitrite – die z. B. als Konservierungsstoffe in gepökeltem Fleisch verwendet werden – mit Aminen aus Schweinesteaks und Rinderfilets reagieren.

Darüber hinaus kann das Braten von Fleisch bei hohen Temperaturen (wie z. B. beim Grillen oder Frittieren) sowie das Räuchern die Bildung von Nitrosaminen und das Entstehen von Acrylamid, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und heterozyklischen Aminen begünstigen.

Nüchterne Fakten zum Alkoholkonsum

Neben Fleisch und Wurstwaren erhöhte auch der Konsum von Alkohol das Darmkrebsrisiko. Für Alkohol betrug die relative Risikoerhöhung pro 20 g am Tag plus 15 % (RR = 1.15; 95 % KI 1,09 – 1,20; p<0,0000001). Verglichen wurden Teilnehmer, die zwischen 1,4 und 25,3 g Alkohol wöchentlich zu sich genommen hatten.

Keine signifikante Risikoerhöhung ergab sich für einen geringen bis moderaten Alkoholkonsum von bis zu 13,7 g/d. Für einen Konsum von bis zu 6 g/d lässt sich tendenziell sogar ein erniedrigtes Darmkrebsrisiko berechnen. Wissenschaftler vermuten, dass die schädliche Wirkung von Alkohol mit der Produktion von Acetaldehyd zusammenhängt. In hoher Konzentration fördert dieser Metabolit Zellmutationen und erhöht die Bildung krebserregender reaktiver Sauerstoffspezies.

 

Highlights und Hürden der Studie

Die Ergebnisse der MWS sind aufgrund der großen Studienpopulation, der langen Nachbeobachtungszeit sowie der konsistenten Dosis-Wirkungs-Beziehungen beeindruckend. Vergleichbare Resultate liegen auch aus einem Review des WCRF, der EPIC-Studie, der Nurses Health-Studie sowie einer UK-Biobank-Analyse vor.

Zu einem gegensätzlichen Ergebnis kam jedoch eine Analyse der China Kadoorie Biobank mit insgesamt 510.146 Studienteilnehmern: Hier zeigte sich bei einem um 75 % geringeren Milchkonsum der Studienteilnehmer im Vergleich zur MWS ein um 8 % höheres Darmkrebsrisiko pro 50 g konsumierter Milch am Tag.

In diesem Kontext sollte nicht unerwähnt bleiben, dass eine neue Form infektiöser Erreger, Bovine Meat and Milk Factors (BMMF), die vor wenigen Jahren in Milch, Milchprodukten und Rindfleisch der Rinderrasse Bos Taurus gefunden wurden, ebenfalls in Verdacht stehen, das Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Wissenschaftler um Nobelpreisträger Harald zur Hausen konnten die Erreger bei Darmkrebspatienten in unmittelbarer Nähe der Tumoren nachweisen.

Restunsicherheit bleibt

Wie bei allen Beobachtungsstudien kann eine Verzerrung der Ergebnisse durch Störfaktoren nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. So unterschieden sich die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe (Gesunde) hinsichtlich zahlreicher Charakteristika von denen der Fälle (Erkrankte). Die Erkrankten waren älter, wiesen eine höhere familiäre Vorbelastung für Darmkrebs auf, hatten einen größeren Raucheranteil und wurden häufiger mit einer Hormonersatztherapie behandelt. Grund- bzw. Begleiterkrankungen der Teilnehmerinnen wurden nicht dokumentiert.

Informationen zur Ernährung wurden nur alle drei bis fünf Jahre erhoben, umfassten lediglich eine Woche und basierten auf nicht überprüfbaren Selbst-auskünften der Probandinnen. Schließlich enthält die Analyse keine Angaben zu den Darmkrebsrisiken wichtiger Milchprodukte wie z. B. Butter, Quark, Käse und Milcheis sowie zu Trinkmilch unterschiedlicher Fettgehaltstufen. Auch fehlen Informationen zum Vitamin-D-Status, der einen maßgeblichen Einfluss auf die Kalziumaufnahme hat.

Männer mussten leider draußen bleiben

Hinzu kommt, dass überwiegend weiße Frauen einer bestimmten Altersgruppe (59,7 ± 4,9 Jahre) aus einem einzigen Land (Großbritannien) in die Analyse einbezogen wurden. Damit scheidet eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf jüngere Frauen, Frauen anderer Länder und Ethnien sowie Männer jeglichen Alters aus. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass ein erhöhter Milchkonsum das Risiko für Prostatakrebs erhöhen kann (hier und hier).

Methodische Zwickmühle

Die größte Einschränkung der Studie liegt jedoch in ihrem nicht-interventionellen Charakter. Ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und der Entwicklung des Darmkrebsrisikos kann mit diesem Studiendesign nicht belegt werden. Daran ändert auch die zusätzlich durchgeführte Mendelsche Randomisierungsstudie nichts. Fehlende Angaben zu den absoluten Risikoverminderungen erschweren darüber hinaus die Einschätzung der tatsächlichen Effektstärke.

Wie geht es weiter?

Wenngleich die Ergebnisse der MWS vielversprechend sind, reichen sie für eine uneingeschränkte Empfehlung zur Erhöhung des Milchkonsums zur Vorbeugung gegen Darmkrebs jedoch nicht aus. Dazu bedürfte es randomisierter kontrollierter Vergleichsstudien (RCT) von Trinkmilch z. B. gegen ein stark kalziumhaltiges Mineralwasser (400 – 650 mg/L) oder ein Kalzium-Supplement.

So bleibt vorerst nur der Rat, weiterhin konsequent auf Vorsorge zu setzen. Früh entdeckter Darmkrebs gilt heute als gut behandel- bzw. heilbar. Goldstandard der Diagnostik ist die Koloskopie. Ab April 2025 haben Männer und Frauen ab 50 Anspruch auf zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren. Alternativ dazu kann alle zwei Jahre ein Stuhltest auf okkultes Blut gemacht werden. Bei auffälligen Stuhltests besteht außerdem immer ein Anspruch auf eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung.

Zusammenfassung für Eilige:

  • Ernährungsfaktoren und Schutz vor Darmkrebs: Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine hohe Kalziumzufuhr, insbesondere durch Milch und Milchprodukte, das Risiko für Darmkrebs signifikant senken kann. Auch Ballaststoffe aus Vollkornprodukten und Obst wirken protektiv, während rotes und verarbeitetes Fleisch sowie Alkohol das Risiko erhöhen.
  • Studienergebnisse und Einschränkungen: Die Ergebnisse basieren auf der „Million Women Studie“, die große Zusammenhänge zwischen Ernährung und Darmkrebsrisiko zeigt. Allerdings gibt es methodische Einschränkungen, wie fehlende Randomisierung, Selbstangaben der Teilnehmerinnen und eine eingeschränkte Übertragbarkeit auf andere Bevölkerungsgruppen.
  • Zukünftige Empfehlungen: Trotz der vielversprechenden Hinweise reichen die Ergebnisse nicht für klare Empfehlungen zur Erhöhung des Milchkonsums aus. Weitere randomisierte Studien sind notwendig, während Vorsorgemaßnahmen wie Darmspiegelungen weiterhin essenziell bleiben.

Quellen:

Papier K et al. Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK. Nature Communications, 2025. doi: 10.1038/s41467-024-55219-5

Bunda T et al. Analysis of chronic in-flammatory lesions of the colon for BMMF-Rep antigen expression. PNAS, 2021. doi: 10.1073/pnas.2025830118

Kowalski C et al. Are People Consuming the Diets They Say They Are? J Acad Nutr Diet, 2025. doi: 10.1016/j.jand.2024.07.006

Sargsyan A et al. Milk Consumption and Prostate Cancer: A Systematic Review. World J Mens Health, 2021. doi: 10.5534/wjmh.200051

Melnik BC, Schmitz G, John SM. Gesundheitsrisiken durch Milchkonsum. Eine kritische Bewertung aus ärztlicher Sicht. MMW-Fortschritte der Medizin 2021. doi: 10.1007/s15006-021-9652-x

Xerostomie als Hinweisgeber für Stoffwechselstörungen

Diabetes und Vitamin-D-Mangel bleiben oft länger unerkannt, da Betroffene nicht immer spezifische Symptome bei sich wahrnehmen.

Xerostomie bedingte Symptome wie eine brennende Zunge und Geschmacksveränderungen sollten Ärztinnen und Ärzte jedoch auf die richtige Fährte führen.

Ein aktueller Fallbericht aus Indonesien beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Diabetes, Vitamin-D-Mangel und Xerostomie bedingten Symptomen wie brennende Zunge und Geschmacksveränderungen.

Geschmacksverlust und Mundtrockenheit als einzige Symptome

Der Bericht beschreibt den Fall einer 44-jährigen Patientin, die seit einer Woche über eine brennende Zunge und Geschmacksverlust klagt. Routinemäßige Bluttests sowie psychologische und zahnärztliche Gesundheitsbewertungen zeigen zunächst normale Ergebnisse. Die Frau gibt an, zwei Liter Mineralwasser am Tag zu trinken, regelmäßig die Zähne zu putzen und auch viel Obst und Gemüse zu konsumieren. Rauchen oder übermäßigen Alkoholgenuss verneint sie. Familiär bestünden keine ähnlich gearteten Vorbelastungen.

Als erste Behandlung erhält die Patientin eine patentierte Mundspülung mit Chlorindioxid und Zink, dazu Multivitamine, Vaseline sowie Anweisungen zur Mundhygiene. Während die Beschwerden bis zum Kontrollbesuch deutlich abgeklungen waren, bleibt jedoch der Geschmacksverlust bestehen. Die Patientin berichtete überdies von einer ausgeprägten Mundtrockenheit (Xerostomie).

Erneute Labortests geben Hinweise auf die Ursachen

Ergänzende Tests, darunter die indonesische Version des Summated Xerostomia Inventory (SXI-ID) und das Clinical Oral Dryness Scoring System (CODS), bestätigen eine milde Xerostomie mit reduzierter Speichelflussrate.

Zur weiteren Abklärung werden Bluttests für Hämoglobin A1c (HbA1c) und Vitamin D 25 (OH) angeordnet. Die zweite Therapiephase umfasst daraufhin ein Ethyl-p-Hydroxybenzoat-Gel, neurotrope Vitamine und erweiterte diagnostische Maßnahmen.

Beim dritten Kontrollbesuch sind die Beschwerden der Patientin weitgehend verschwunden, wie die Autoren berichten: Der Speichelfluss ist normal, und die Geschmackswahrnehmung hatte sich deutlich verbessert. Die abschließende Diagnose basiert dann auch auf den Blutwerten, die einen HbA1c-Wert von elf Prozent (Normwert < 5,7 Prozent) und einen Vitamin-D-Spiegel von nur 12,5 ng/ml (Normwert > 30 ng/ml) ausweisen – die Patientin leidet demzufolge unter einem Diabetes mellitus Typ 2 und einem schweren Vitamin-D-Mangel.

Fazit für die Praxis

Xerostomie und damit verbundene Beschwerden können durchaus auch auf systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder einen Vitamin-D-Mangel hindeuten. Dieser Fall verdeutliche die Rolle umfassender Diagnosen, um solche zugrundeliegenden – aber nicht immer augenscheinlichen – Ursachen zu identifizieren und eine gezielte Therapie einzuleiten.

Frühzeitig erkannt und therapiert, könnten nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessert, sondern auch schwerwiegendere Komplikationen verhindert werden, fassen die Autoren abschließend zusammen.

 

Originalpublikation: Rahmadhini EN & Nur’aeny N. Burning Tongue and Taste Alteration in Xerostomic Undiagnosed Diabetic Patients with Vitamin D Deficiency. Diabetes, Metabolic Syndrome and Obesity 2024; 17: https://doi.org/10.2147/DMSO.S492359

 

Plötzlich verschwunden: Verlagerung von Oberkieferimplantaten

Im Oberkiefer ist die Knochenstruktur oft dünn und die Dichte gering. Dies begünstigt die Verlagerung von Implantaten in benachbarte Strukturen wie die Kieferhöhle oder Nasenhöhle – eine aktuelle Fallsammlung aus Deutschland.

Die Verschiebung von Implantaten ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation der Implantatversorgung.

Die Fallserie dokumentiert drei Szenarien von Implantatverschiebungen und hebt dabei die Bedeutung präoperativer Bildgebung hervor (aussagekräftige Befundbilder in der Originalarbeit).

Fall 1

Ein 82-jähriger Mann wird aufgrund eines verlagerten Implantats in der rechten Kieferhöhle überwiesen. Vier Monate zuvor war dieses Implantat nach einer Sinusbodenelevation (Sinuslift) eingesetzt worden. Eine Kontrollröntgenaufnahme zeigte, dass das Implantat korrekt platziert war. Während eines zweiten Eingriffs wandert das Implantat jedoch in die Kieferhöhle. Die Entfernung erfolgt unter lokaler Anästhesie mit einer minimalen Knochenöffnung und endoskopischer Unterstützung. Der Patient erholt sich problemlos und entscheidet sich gegen weitere Implantationen.

Fall 2

Ein 70-jähriger Patient mit einer 25-jährigen Geschichte als Raucher erleidet eine Implantatverschiebung in die Nasenhöhle während eines zweiten chirurgischen Eingriffs sechs Monate nach der ersten Implantation. Eine sofort durchgeführte Computertomografie zeigt die genaue Position des Implantats. Eine endoskopische Entfernung unter Vollnarkose verläuft allerdings erfolglos und das Implantat kann in der postoperativen Bildgebung nicht mehr lokalisiert werden. Vermutlich hat der Patient das Implantat zwischenzeitlich verschluckt. Der Patient wird nach einer Antibiotikabehandlung und Schmerztherapie entlassen.

Fall 3

Ein 53-jähriger, komplett zahnloser Mann mit Angststörungen und starker Raucher entscheidet sich für eine „All-on-6“-Rehabilitation. Die präoperative Bildgebung zeigt ausgeprägte Pneumatisierung der Kieferhöhlen und starken Knochenabbau. Während eines zweiten Eingriffs wandert ein Implantat in die linke Kieferhöhle. Aufgrund der Verzögerung bis zur Operation wird das Implantat letztlich verschluckt und im Verdauungstrakt lokalisiert. Der Patient erhält eine antibiotische Behandlung und erholt sich ohne weitere Komplikationen.

Bedeutung für die Praxis

Die Verschiebung ergo die Verlagerung von Implantaten sei eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation, schreiben die Autoren dieser Fallebrichtsammlung weiter. Alle drei Fälle betrafen Implantate, die während eines zweiten chirurgischen Eingriffs, etwa vier bis sechs Monate nach der ersten Implantation, verlagert wurden. Dies bestätige frühere Studien, die zeigten, dass Implantatverschiebungen häufiger postoperativ auftreten würden. Hauptursachen seien mangelnde Primärstabilität, ungünstige Knochenverhältnisse, periimplantäre Infektionen oder unsachgemäße chirurgische Techniken, so die Einschätzung der Autoren.

Die präoperative Bildgebung, idealerweise mit CBCT oder CT, sei entscheidend, um die genaue Position des Implantats zu bestimmen und die am wenigsten invasive Entfernungsmethode zu wählen. Intraorale oder transnasale endoskopische Eingriffe seien mittlerweile bewährte Verfahren, könnten jedoch nicht immer eingesetzt werden. Fall 1 demonstriere, wie eine schnelle Diagnose und ein minimal-invasiver Ansatz die besten Ergebnisse erzielen könne. Die Verzögerungen in den Fällen 2 und 3 führten hingegen zu weiteren Komplikationen wie weiterer Implantatmigration und in der Folge zu einem erhöhten Eingriffsaufwand.

„Obgleich Implantatverschiebungen selten sind, erfordern sie eine schnelle und präzise chirurgische Intervention, um Patientenkomfort und -sicherheit zu gewährleisten“, erklären die Autoren zum Abschluss. Die sofortige präoperative 3D-Bildgebung spiele dabei eine Schlüsselrolle, um Komplikationen wie Infektionen, Gewebeschäden oder weitere chirurgische Eingriffe zu vermeiden.

 

Originalpublikation: Bär A-K et al., Displacement of maxillary dental implants: a case series on various scenarios. BMC Oral Health 2024; 24: 1380

KI ermittelt, welche Patienten am meisten von einer Therapie profitieren werden

Ob und wie können Krebspatienten von einer Therapie profitieren, die in einer klinischen Studie getestet wird? Antworten auf diese Frage hat ein US-Forschungsteam nun mithilfe einer neuen KI-Anwendung, dem „TrialTranslator“, gesucht – und wohl auch gefunden.

Wie die Emory University in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) mitteilt, ist der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende „TrialTranslator“ in der Lage, die Ergebnisse von randomisierten kontrollierten klinischen Studien (RCTs) auf reale Patientengruppen zu „übersetzen“. Dadurch sei es möglich, den zu erwartenden Nutzen neuer Therapien für Patienten abzuschätzen und fundierte Behandlungsentscheidungen zu treffen. Die Arbeit zeige das enorme Potenzial, das in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen stecke, um „die Macht der reichhaltigen, aber komplexen realen Daten zu nutzen und die Präzisionsmedizin bestmöglich voranzutreiben“.

„Wir hoffen, dass diese KI-Plattform Ärzten und Patienten dabei helfen wird, zu entscheiden, ob die Ergebnisse einer klinischen Studie auf einzelne Patienten übertragbar sind“, wird Studienleiter Ravi B. Parikh, Professor für Hämatologie und Onkologie an der Emory University, zitiert. Zudem könne die Anwendung helfen, Patienten-Untergruppen zu identifizieren, bei denen neue Therapien nicht wirken, und so vielleicht neue klinische Studien für diese Gruppen anregen. Die Arbeit von Parikh und Kollegen wurde nun im Magazin „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Problem: begrenzte Verallgemeinerbarkeit von Studienergebnissen
Ein großes Problem von randomisierten kontrollierten klinischen Studien zur Bewertung von Krebsmedikamenten ist nach Ansicht des Onkologen deren begrenzte Verallgemeinerbarkeit. Auch sorgfältig konzipierte Studien könnten nicht alle realen Patienten mit einer bestimmten Krebsart repräsentieren. Selbst wenn eine klinische Studie zeige, dass eine neue Behandlungsstrategie bessere Ergebnisse erzielt als die Standardbehandlung, „gibt es viele Patienten, bei denen die neue Behandlung nicht funktioniert“, so Parikh.

Methodik: KI vs. Standard bei NSCL, Brust-, Prostata- und Darmkrebs

Abhilfe soll nun der „TrialTranslator“ schaffen: Das System „zur systematischen Bewertung der Verallgemeinerbarkeit von RCTs für onkologische Therapien“ nutzt in einem ersten Schritt seine Intelligenz zur Risikostratifizierung von Krebspatienten. Anhand der so gewonnenen prognostischen Daten simuliert es dann wie es diesen Patienten in bereits bekannten (und komplett ausgewerteten) Studien ergangen wäre. In ihrer Arbeit haben Parikh und Kollegen das KI-System auf insgesamt 11 wegweisende RCTs angewendet, in denen Krebstherapien untersucht worden waren, die inzwischen als Standardtherapien für die vier häufigsten fortgeschrittenen soliden Malignome gelten: für das fortgeschrittene nichtkleinzellige Lungenkarzinom (NSCL) und für metastasierenden Brust-, Prostata- und Darmkrebs. Grundlage der Berechnungen war eine landesweite US-Datenbank mit elektronischen Gesundheitsdaten aus etwa 280 Kliniken.

Ergebnis: reale Hochrisiko-Patienten profitieren weniger

Dabei zeigte sich, dass Krebspatienten mit einem niedrigem und mittlerem Risiko (basierend auf KI generierten Prognose-Merkmalen) ähnliche Überlebenszeiten und Überlebensvorteile aufweisen wie in den Studien beobachtet worden war. Bei Patienten mit Hochrisiko-Krebsphänotypen fielen die Überlebenszeiten und behandlungsbedingten Vorteile jedoch deutlich geringer aus als in den Studien. Dies zeige, heißt es weiter, dass „Patienten in der realen Welt wahrscheinlich heterogenere Prognosen haben als Teilnehmer an randomisierten kontrollierten Studien.“

Fazit & Ausblick: „Flut von KI-basierten Biomarkern“

Als Konsequenz empfehlen Parikh und Kollegen, dass prospektive Studien „anspruchsvollere Methoden zur Bewertung der Prognose der Patienten bei Studienbeginn in Betracht ziehen sollten, anstatt sich ausschließlich auf strenge Zulassungskriterien zu verlassen“. Gemäß den Empfehlungen der American Society of Clinical Oncology sollten Anstrengungen unternommen werden, um Hochrisiko-Untergruppen in RCTs besser zu berücksichtigen.

Zur zukünftigen Rolle von Künstlicher Intelligenz in Studien wird Studienleiter Parikh wie folgt zitiert: „Bald wird es bei entsprechender Aufsicht und Evidenz eine zunehmende Flut von KI-basierten Biomarkern geben, die Pathologie-, Radiologie- oder elektronische Gesundheitsdaten analysieren können, um vorherzusagen, ob Patienten auf bestimmte Therapien ansprechen oder nicht, um Krebserkrankungen früher zu diagnostizieren oder um bessere Prognosen für unsere Patienten zu erreichen.“

09.01.2025, 13:50, Autor/-in: ap

Studie aus den USA: Was gegen Schmerzen nach Weisheitszahn-Entfernung wirklich hilft

Nicht-opioide Schmerzmittel lindern postoperative Schmerzen nach einer Weisheitszahn-Entfernungen effektiver als Opioide.

Eine Kombination aus Paracetamol und Ibuprofen lindert die Schmerzen nach einer Weisheitszahnentfernung besser als Opioide. Dies geht aus einer Studie der Rutgers Health University hervor. Die Studie mit mehr als 1.800 Patienten ergab, dass diejenigen, die eine Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol erhielten, weniger Schmerzen hatten, besser schliefen und zufriedener waren als diejenigen, die das Opioid Hydrocodon mit Paracetamol erhielten.

Um die Schmerzlinderung durch Opioide mit der durch Nicht-Opioide zu vergleichen, führten die Forschenden eine randomisierte Studie an 1.800 Patienten an fünf klinischen Standorten durch, die sich einer chirurgischen Entfernung durchgebrochener Weisheitszähne unterziehen mussten. Dieser Eingriff kann postoperativ mäßige bis starke Schmerzen verursachen. Die Hälfte der Patienten erhielt Hydrocodon mit Paracetamol. Die andere Hälfte erhielt eine Kombination aus Paracetamol und Ibuprofen. Die Patienten bewerteten in der Woche nach dem Eingriff ihr Schmerzempfinden und andere Ergebnisse, wie zum Beispiel die Schlafqualität.

Nicht-Opioide: Mehr Sicherheit und effektivere Schmerzlinderung

Bei den Patienten, die die rezeptfreie Kombination erhielten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie zusätzliche Schmerzmittel benötigten, nur halb so hoch wie bei den Patienten, die Opioide erhielten. Sie berichteten auch über eine höhere Gesamtzufriedenheit mit ihrer Schmerzbehandlung. Die in der Fachzeitschrift The Journal of American Dental Association veröffentlichten Ergebnisse zeigten, dass die Kombination aus nicht-opioiden Medikamenten während der Schmerzspitze in den zwei Tagen nach dem Eingriff eine bessere Schmerzlinderung bot. Patienten, die die Nicht-Opioid-Medikamente einnahmen, berichteten außerdem über eine bessere Schlafqualität in der ersten Nacht und eine geringere Beeinträchtigung der täglichen Aktivitäten während der Genesung.

Opioidverschreibungen in den USA

Zahnärztinnen und Zahnärzte, die in den USA zu den landesweit führenden Verordnern von Opioiden gehören, stellten im Jahr 2022 mehr als 8,9 Millionen Opioid-Verordnungen aus. Für viele junge Erwachsene sind zahnärztliche Eingriffe wie die Extraktion von Weisheitszähnen der erste Kontakt mit Opioid-Medikamenten.

„Es gibt Studien, die zeigen, dass bei jungen Menschen, die mit Opioiden in Berührung kommen, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie sie irgendwann wieder einnehmen, und das kann dann zu einer Abhängigkeit führen“, sagte Studienleiterin Janine Fredericks-Younger und fügte hinzu, dass jedes Jahr mehr als 80.000 Amerikaner an einer Opioid-Überdosis sterben.

Die Studie sollte sie den realen Einsatz von Medikamenten widerspiegeln und nicht die streng kontrollierten Bedingungen vieler kleinerer Schmerzstudien. „Wir untersuchten die Wirksamkeit – also wie es im wirklichen Leben wirkt – und berücksichtigten dabei, was den Menschen wirklich wichtig ist“, sagte Studienautorin Cecile Feldman und bezog sich dabei auf die Schlafqualität und die Fähigkeit, an den Arbeitsplatz zurückzukehren, die im Mittelpunkt der Studie standen.

Die Ergebnisse stehen im Einklang mit den jüngsten Empfehlungen der American Dental Association, Opioide als erste Wahl bei der Schmerzbehandlung zu vermeiden. Feldman sagte, sie hoffe, dass diese Empfehlungen die Verschreibungspraxis ändern werden. „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass es keinen Grund gibt, Opioide zu verschreiben, es sei denn, es liegen besondere Situationen vor, zum Beispiel medizinische Bedingungen, die die Verwendung von Ibuprofen oder Paracetamol verhindern.“

Die Mitglieder des Forschungsteams hoffen, ihre Arbeit auf andere zahnärztliche Verfahren und Schmerzszenarien ausweiten zu können. Andere Forschende an der Universität testen Cannabinoide zur Behandlung von Zahnschmerzen.

Die Studie zur Reduzierung von Opioid-Analgetika wurde vom National Institute of Dental and Craniofacial Research der National Institutes of Health finanziert.

Feldman CA, Fredericks-Younger J, Desjardins PJ et al. Nonopioid vs opioid analgesics after impacted third-molar extractions: The Opioid Analgesic Reduction Study randomized clinical trial. J Am Dent Assoc. 2025 Jan 4:S0002-8177(24)00639-1. doi: 10.1016/j.adaj.2024.10.014. Epub ahead of print. PMID: 39755971.

Das am häufigsten mutierte Tumor-Gen ist entschlüsselt

Forschende haben Mutationen des Tumorsuppressor-Gens TP53 umfassend charakterisiert. Damit könnte in Zukunft eine präzisere Bewertung möglich sein, ob eine vererbte Mutation das Krebsrisiko erhöht oder harmlos ist.

Ein Team der Philipps-Universität Marburg hat umfassende Erkenntnisse über das TP53-Tumorsuppressor-Gen gewonnen, das als das am häufigsten mutierte Gen bei Krebserkrankungen gilt. Erstmals wurde das nahezu vollständige Spektrum der Mutationen dieses Gens anhand von Daten von mehr als 100.000 Patienten systematisch analysiert. Mithilfe von CRISPR-Technologie konnten die Forschenden Auswirkungen von mehr als 9.000 Mutationen im TP53-Gen auf die Fitness von Tumorzellen detailliert charakterisieren.

TP53-Genschützt Zellen eigentlich vor unkontrolliertem Wachstum

Das TP53-Gen ist ein sogenanntes Tumorsuppressorgen, das Zellen vor unkontrolliertem Wachstum schützt und somit die Entstehung von Krebs verhindert. Mutationen in diesem Gen führen bei etwa der Hälfte aller Krebspatienten zu einem Verlust dieser Schutzfunktion. Werden solche Mutationen vererbt, können sie zudem das Risiko für Tumorerkrankungen im Laufe des Lebens erheblich erhöhen. Doch die Vielfalt an TP53-Mutationen – über 2.000 Varianten sind bekannt – hat bisher eine gezielte Nutzung in der klinischen Praxis erschwert. „Die Ergebnisse unserer Studie bieten nun eine solide Grundlage, um die klinische Relevanz jeder einzelnen Mutation besser einzuordnen“, erläutert die Erstautorin der Studie, Dr. Julianne Funk.

„Unsere Arbeit ermöglicht eine präzisere Bewertung, ob eine vererbte Mutation das Krebsrisiko erhöht oder harmlos ist. Das ist ein entscheidender Fortschritt für die humangenetische Beratung“, erklärt Institutsleiter Prof. Dr. Thorsten Stiewe. Darüber hinaus konnten therapeutisch relevante Mutationen identifiziert werden, die das Ansprechen auf Chemotherapie, Bestrahlung oder moderne molekulare Therapeutika beeinflussen.

Mutationen wurden erstmals direkt im Erbgut der Zellen erzeugt

Die Studie zeichnet sich durch eine innovative Methodik aus: Statt Mutationen künstlich zu überexprimieren, wurden diese erstmals direkt im Erbgut der Zellen erzeugt. „Durch den Einsatz der CRISPR-Technologie konnten wir das komplexe Zusammenspiel zwischen Mutationen und ihrer Funktion im natürlichen Zellkontext analysieren“, erläutert Autorin Dr. Maria Klimovich.

Gefördert wurden die Arbeiten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) und den LOEWE-Schwerpunkt iCANx.

Funk, J.S., Klimovich, M., Drangenstein, D. et al. Deep CRISPR mutagenesis characterizes the functional diversity of TP53 mutations. Nat Genet (2025). doi.org/10.1038/s41588-024-02039-4

„Diabetes und Parodontitis“

Erstmals ist nach den Regularien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) eine S2k-Leitlinie zu dem Thema ,,Diabetes und Parodontitis“ entwickelt worden. Federführend durch die DG Paro, die DDC sowie die DGZMK wurde in Zusammenarbeit mit elf weiteren beteiligten Fachgesellschaften und Institutionen eine breit konsentierte Orientierungshilfe erarbeitet.

Die hohe Prävalenz und Inzidenz von Diabetes mellitus in Deutschland verlangen verstärkte Bemühungen, um die Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus zu optimieren. Gleichzeitig leiden Diabetiker überzufällig häufig an einer Entzündung des Zahnhalteapparates, der Parodontitis, einer anderen hochprävalenten Volkskrankheit. Beide Erkrankungen stehen in einer bidirektionalen Beziehung zueinander und beeinflussen sich wechselseitig in Entstehung, Progression und Therapie. Ziel dieser Leitlinie ist es, die an der Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie bei der Erkrankung beteiligten Fachdisziplinen so wie die betroffenen Patienten über diese Zusammenhänge aufzuklären und damit die Qualität der Versorgung zu verbessern. Diese Leitlinie richtet sich an Zahnärzte, insbesondere Parodontologen, Implantologen und Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie Arzte aller beteiligten Fachrichtungen, insbesondere Diabetologen, Ernährungsmediziner, Fachärzte für innere Medizin, Fachärzte für Endokrinologie und dient zur Information aller Ärzte aller weiteren Fachrichtungen. Weitere Adressaten sind zahnärztliches und ärztliches Fach- und Pflegepersonal. Diese Leitlinie dient zur Information für Allgemeinmediziner und Hausärzte. Das zahnärztliche Team sollte eine Rolle bei Screening/Erkennung eines erhöhten Diabetesrisikos und der Identifizierung unerkannter Diabetesfälle spielen, Arzte sollten über parodontale Erkrankungen und ihre Implikationen für die Blutzuckerkontrolle und Komplikationen bei Menschen mit Diabetes informiert sein. Diese Leitlinie gibt diesbezügliche konsensbasierte Empfehlungen für das ärztliche und zahnärztliche Team sowie für Patienten mit Diabetes und / oder Parodontitis.
www.dgzmk.de

Kariesbehandlung mit Silberdiaminfluorid

In einem aktuellen Cochrane Review wurde die Wirkung von Silberdiaminfluorid zur Vorbeugung und Behandlung von Karies bei Milchzähnen und bleibenden Zähnen untersucht.

In einem neuen Cochrane Review wurde die Wirkung von Silberdiaminfluorid (SDF) zur Vorbeugung und Behandlung von Karies bei Milchzähnen und bleibenden Zähnen (Koronal- und Wurzelkaries) untersucht und mit anderen Behandlungen, einem Placebo sowie einer nicht-Behandlung verglichen. Die Evidenz für SDF wird von den Forschenden als sehr gering eingestuft.

Für das Review wurden klinische Studien bis Juni 2023 ausgewertet. Berücksichtigt wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Parallelgruppen- oder Split-Mouth-Design bei Kindern und Erwachsenen (mit oder ohne kariöse Läsionen), in denen SDF mit einem Placebo oder einer nicht-Behandlung verglichen wurde. Insgesamt wurden 29 RCTs (13.036 Teilnehmer; 12.020 Kinder, 1.016 ältere Erwachsene) in die Datenerhebung einbezogen.

SDF kann neue Wurzelkaries verhindern

14 Studien mit insgesamt 2.695 Kindern und 905 Erwachsenen verglichen SDF mit einem Placebo oder nicht-Behandlung. Die Ergebnisse zeigen, dass SDF neue Kariesläsionen im Milchgebiss und an bleibenden Zähnen verhindern (unsichere Evidenz) und neuer Wurzelkaries vorbeugen kann (mittlere Evidenz). Ein Vergleich von SDF mit Fluoridlack wurde in acht Studien mit insgesamt 2.868 Kindern und 223 Erwachsenen vorgenommen. Im Milchgebiss zeigte sich ein geringer bis kein Unterschied bei der Kariesprävention (Evidenz gering) – im bleibenden Gebiss war die Evidenz sehr unsicher.

Bei dem Vergleich von SDF gegenüber Versiegelungen und Harzinfiltration (2 Studien, 343 Kinder) konnte kein Fazit gezogen werden, weil die Evidenz zu gering war. Auch bei dem Vergleich von SDF versus atraumatische restaurative Behandlung (ART) mit Glasionomerzement oder GI-Material (4 Studien, 610 Kinder) konnte kein Material als besser in Bezug auf Kariesprävention oder -behandlung herausgearbeitet werden, da die Evidenz nicht ausreichend war.

Sehr geringe Beweissicherheit in allen Studien

Allen Studien gemein war ein hohes Verzerrungsrisiko, in manchen Studien waren die Stichprobengrößen zu klein, um genaue Ergebnisse zu liefern. Unterschiedliche Anwendungsintervalle beziehungsweise die Häufigkeit der Anwendung konnten nicht abschließend bewertet werden, weil in allen Studien eine sehr geringe Beweissicherheit vorlag. Über Verfärbungen als unerwünschte Wirkung lagen nur sehr wenige Berichte vor.

„Im Milchgebiss ist nicht eindeutig geklärt, ob SDF im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung die Entstehung neuer Karies oder das Fortschreiten bestehender Karies verhindert, aber sie könnte im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung einen Vorteil bei der Verhinderung von Karies bieten„, schlossfolgern die Autoren. “Im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung trägt SDF wahrscheinlich auch zur Verhinderung neuer Wurzelkaries bei. Allerdings ist die Evidenz für andere Kariesergebnisse in diesem Gebiss und für alle Kariesergebnisse für koronale Oberflächen des bleibenden Gebisses unsicher.“ [Worthington et al., 2024].

Worthington HV, Lewis SR, Glenny A-M, Huang SS, Innes NPT, O’Malley L, Riley P, Walsh T, Wong MC, Clarkson JE, Veitz-Keenan A. Topical silver diamine fluoride (SDF) for preventing and managing dental caries in children and adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024, Issue 11. Art. No.: CD012718. DOI: 10.1002/14651858.CD012718.pub2. Accessed 21 November 2024.